Eine allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) dauert im Schnitt drei Jahre lang – ist aber zum Beispiel bei Heuschnupfen sehr wirkungsvoll und beugt der Entwicklung von Asthma vor. Foto: Andre/stock.adobe.com
Allergenspezifische Immuntherapie: Hyposensibilisierung dauert im Schnitt drei Jahre lang
Mehr als 30 Prozent aller Erwachsenen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Allergie wie Heuschnupfen. Auch viele Kinder sind betroffen. Aktuelle Daten zeigen: Eine spezifische Immuntherapie kann bei Gras-, Frühblüher- und Milben-Allergikern nicht nur die Allergiesymptome lindern, sondern auch das Asthma-Risiko senken.
„Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose körperfremde Substanzen (Allergene) wie zum Beispiel Pflanzenpollen oder bestimmte Nahrungsmittel. Die Beschwerden sind manchmal nur leicht, können aber auch sehr belasten und das Alltagsleben einschränken“, schreibt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seiner Website Gesundheitsinformation.de. Typische Anzeichen beispielsweise bei Heuschnupfen: Schnupfen, Husten, Niesen, Juckreiz, tränende Augen.
Nachfrage nach Antihistaminika steigt
Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern: Dazu zählen sogenannte Antihistaminika sowie Kortison-Präparate. Laut IQVIA lassen sich bei den Antihistaminika 17 Substanzen „in der breiten Produktpalette finden, die zumeist rezeptfrei in der Apotheke zu haben ist. Tabletten und Kapseln sind die weitaus häufigsten Darreichungsformen“. Fest steht: „Die Nachfrage nach diesen Medikamenten steigt“.
Im Schnitt dauert Hyposensibilisierung drei Jahre
Darüber hinaus gibt es noch den Weg der Hyposensibilisierung, auch „allergenspezifische Immuntherapie“ genannt, wobei verschreibungspflichtige Präparate zum Einsatz kommen. IQVIA erklärt: „Die Patienten erhalten dabei das Allergen in einer Arznei subkutan (SCIT) oder sublingual (SLIT).“ Die Idee dahinter: „Mit langsam ansteigenden Dosen an Allergiestoff im Körper wird das Immunsystem ‚trainiert‘, nicht mehr überzureagieren.“ Im Durchschnitt dauert das drei Jahre. „4 von 5 Betroffenen schaffen es, ihre Symptome durch Hyposensibilisierung zu lindern.“ Dranbleiben kann sich also lohnen.
Das verdeutlichen auch Daten aus der „Real World“ von 103.628 Gras-, Frühblüher- und Milben-Allergikern, die IQVIA unter die Lupe genommen hat: „Die Persistenz, also das Dranbleiben an der Therapie, verbessert die Allergiesymptome längerfristig. Und: Persistenz senkt das Risiko für Asthma. Das gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.“
Jeder fünfte Heuschnupfen-Patient bekommt Asthma
Nach einer Therapie-Zeit von mindestens zwei Jahren sehe man „einen positiven Effekt bei Asthma“. Das Asthma-Risiko bei vorliegender Allergie ist nicht zu unterschätzen: Bei jeder fünften Person mit Heuschnupfen entwickelt sich daraus ein Asthma.
Bei Heuschnupfen greift das Immunsystem eigentlich harmlose Partikel an. Dabei schüttet der Körper Entzündungsstoffe aus, die die oberen Atemwege anfallen. Die Folge: Betroffene schniefen und niesen. Bei einigen Patienten breitet sich die Entzündung auf die unteren Atemwege aus. Die Bronchialmuskulatur verkrampft sich, die Schleimhaut schwillt an und produziert vermehrt Schleim – und es kommt zu einen Asthmaanfall.
An diesen Anzeichen können Sie einen Asthmaanfall erkennen:
- das Atmen fällt bei Anstrengung schwer, mitunter sogar in ruhigen Momenten
- pfeifende Geräusche beim Atmen
- das Ausatmen fällt schwer
- nächtliche Hustenattacken
- Unruhe und erhöhter Puls
Gut zu wissen: Auch wenn sich Ihre Symptome verschlimmern – ein lebensgefährlicher allergischer Schock ist bei Heuschnupfen sehr unwahrscheinlich. Wer jedoch an allergischem Asthma und zusätzlich an einer Nahrungsmittelallergie leidet, sollte wachsam sein. Die Kombination könnte den Körper überfordern. Hat ein Allergiker oder eine Allergikerin plötzlich akute Atemnot und wird ohnmächtig, ist schnelles Handeln gefragt: Rufen Sie sofort den Rettungsdienst. Pharma-Fakten/AOK/tok