Die Verschreibungspflicht von Viagra dient vor allem der Sicherheit des Patienten. Manchmal haben sexuelle Störungen auch eher oder ausschließlich psychische Ursachen. Foto: Graphicroyalty/stock.adobe.com
Erektile Dysfunktion: Weiterhin kein Viagra ohne Rezept – Alternativen suchen
Sex ist eine schöne und gesunde zwischenmenschliche Aktion. Doch wenn es nicht mehr so läuft wie einst, verzweifeln viele Männer an ihrer erektilen Dysfunktion. Der Griff zur neue Freuden und sexuelle Höchstleistungen versprechenden Potenzpille ist einfach – aber nicht in Deutschland.
In Deutschland regelt nämlich die Arzneimittelverordnung, für welche Medikamente man ein ärztliches Rezept braucht. Diese Medikamente dürfen bis auf wenige Ausnahmen nur über Apotheken vertrieben werden. Zweimal pro Jahr entscheidet ein Ausschuss im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte über die Verschreibungspflicht bestimmter Medikamente.
Weiterhin kein Viagra ohne Rezept
Anders als etwa in Großbritannien und Polen kann man laut Entscheidung dieses Gremiums weiterhin kein Viagra ohne Rezept beziehen, weil dieses Medikament mit dem Wirkstoff Sildenafil (obwohl es normalerweise gut vertragen wird) eine ganze Reihe von Wirkungen und Nebenwirkungen aufweist und in einigen Fällen beispielsweise Kopfschmerzen, Hautrötungen und Sehstörungen verursachen kann.
Auch andere Medikamente aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer (wie Cialis mit dem Wirkstoff Tadalafil und Levitra mit dem Wirkstoff Vardenafil), deren Wirkung auf demselben Prinzip beruht, bekommt man nur mit einem gültigen Rezept: Diese Präparate hemmen die Wirkung des Enzyms Phosphodiesterase-5, wodurch sich die Gefäßmuskulatur entspannt und mehr Blut in die Schwellkörper des Penis fließen kann. Bei der Mehrheit der Anwender wird es dadurch wieder möglich, eine ausreichende Erektion zu bekommen.
Verschreibungspflicht dient der Sicherheit
Es wäre ein Fehler, die Rezeptpflicht für diese Medikamente zu umgehen und sie aus einer dubiosen Quelle zu beziehen, weil man damit Gefahr läuft, gefälschte Medikamente zu bekommen und sich obendrein strafbar macht. Die Verschreibungspflicht dient vor allem der Sicherheit. Durch die Konsultation stellt der Arzt sicher, dass das Medikament für seinen Patienten persönlich geeignet und verträglich ist. Nur ein Arzt kann feststellen, ob bestimmte Medikamente, die Sie einnehmen, etwa zu Wechselwirkungen mit Viagra führen können.
Ein weiterer Grund ist, sicherzustellen, dass Nutzer der Tabletten ein Originalmedikament mit nachweislich gleichbleibender Wirkung erhalten. Rezeptpflichtige Medikamente werden fortlaufend auf ihre Qualität geprüft, damit Hersteller und Produzenten die entsprechende Lizenz erhalten.
Alternativen wie Injektionen oder Implantat-OPs nutzen
Bleibt nur die Suche nach Alternativen. Und vielleicht ein zusätzliches aufklärendes Gespräch beim Arzt. Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei einer erektilen Dysfunktion sind zum Beispiel Injektionen mit Alprostadil oder Papaverin direkt in den Penis, mechanische Hilfsmittel wie Penispumpen, pflanzliche Mittel wie Ginseng oder eine Operation zum Einsetzen eines Implantats. Somit haben Männer mit einer erektilen Dysfunktion heute gute Chancen auf eine wirksame Behandlung der organischen Ursachen dieses Leidens – ohne sich illegal über dubiose Onlinewege mit Potenzpillen fragwürdiger Herkunft zu versorgen.
Aber muss es immer gleich eine Tablette oder eine Operation sein? Erektile Dysfunktion, vorzeitiger Samenerguss, mangelndes Sexualverlangen – rund 5 Millionen Männer leiden in Deutschland unter Erektionsstörungen, Tendenz steigend. Und auch immer häufiger sind junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren betroffen. Hier liegen oft psychische Probleme vor, die jedoch mit Expertenhilfe bewältigt werden können. Ein erster Schritt wäre es für den Mann, das Schweigen zu brechen. Denn völlig unnötige Scham ist der häufigste Grund dafür, warum oft Monate und Jahre vergehen, bis ein Mann endlich Hilfe zulässt.
„Die Ehefrauen oder Partnerinnen der Betroffenen spielen dabei übrigens häufig eine große Rolle – oft sind sie es, die zum Wohle ihres Ehemannes oder Partners den ersten Schritt gehen und sich an uns wenden, damit buchstäblich das Schweigen brechen und den Gang zum Experten auslösen. Deshalb ermuntern wir immer auch Frauen, Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben und uns aufzusuchen. Denn sexuelle Funktionsstörungen sind in den meisten Fällen zuverlässig behandelbar, wenn man zum einen die richtigen Ursachen ergründet und zum anderen eine individuelle Therapie anwendet. Und in der Regel ist die Behandlung auch absolut schmerzfrei“, sagt Dominik Haller, Geschäftsführer von ELEXIAL in Deutschland.
pm/tok