Ändert sich das Wetter schnell und krass, muss sich der menschliche Organismus schnell an die geänderten Einflüsse anpassen. Das klappt bei einigen Menschen problemlos, andere hingegen haben damit zu kämpfen. Das hat Auswirkungen auf den Biorhythmus. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com

Wetterumschwung: Was tun gegen Wetterfühligkeit?

Dass das Wetter Einfluss auf unser Wohlbefinden hat, steht längst außer Frage: Wir frieren, wenn es kalt ist, bekommen Sonnenbrand, wenn wir zu lange in der Sonne liegen, unsere Augen tränen, wenn uns starker Wind ins Gesicht weht. Viele Menschen reagieren außerdem empfindlich auf einen Wetterumschwung.

Welche Auswirkungen das Wetter und plötzliche Wetterveränderungen auf uns haben und was wir dagegen tun können, erklärt Prof. Dr. Martin Scherer, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).

Was versteht man unter Wetterfühligkeit?

Prof. Dr. Martin Scherer: Wetterfühligkeit beschreibt, dass unser Körper eine gewisse Zeit braucht, um sich an eine neue Wettersituation anzupassen. Dabei spielen rasch fallende und steigende Temperaturen eine Rolle, ebenso wie die Veränderung des Luftdrucks oder der Luftfeuchtigkeit. All dies hat Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Stimmung und unsere Leistungsfähigkeit.

Warum reagiert unser Körper auf Wetterveränderungen?

Prof. Dr. Martin Scherer: Ändern sich Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur innerhalb kurzer Zeit, muss sich unser Organismus schnell an die geänderten Einflüsse anpassen. Diese physikalischen Größen wirken sich auf unser Allgemeinbefinden, unsere Stimmung und unsere Leistungsfähigkeit aus. Die Anpassung klappt bei einigen Menschen problemlos, andere hingegen haben damit zu kämpfen. Daneben haben auch persönliche Umstände wie etwa Stress oder Arbeitsbedingungen Einfluss. Viele Menschen arbeiten im Büro, bewegen sich weniger, sind nur wenig draußen. Das hat Auswirkungen auf unseren Biorhythmus.

Mit welchen Symptomen kämpfen Betroffene?

Prof. Dr. Martin Scherer: Besonders häufig klagen Betroffene über Kreislaufprobleme, Schwindelgefühle oder ein allgemeines Unwohlsein. Unser Kreislauf reagiert besonders auf schnelle Wechsel zwischen Wärme und Kälte: Wir vermuten, dass sich die Witterungsverhältnisse auf das vegetative Nervensystem auswirken und daher zu Symptomen führen können. Auf viele Fragen zu den genauen Zusammenhängen zwischen Wetterlagen und körperlichen Beschwerden hat die Wissenschaft aber aktuell noch keine abschließende Antwort. Manche Menschen haben auch mit Migräne, Gelenkschmerzen oder Abgeschlagenheit zu kämpfen.

Wetterfühligkeit ist also keine Einbildung?

Prof. Dr. Martin Scherer: Nein, das Phänomen existiert wirklich. Während Wetterfühligkeit vor allem gesunde Menschen betrifft, deren Körper sich nicht so schnell an verändertes Wetter anpassen kann, kommt Wetterempfindlichkeit vor allem bei Menschen mit bereits bestehenden Erkrankungen vor. Der Wetterumschwung kann dann gesundheitliche Probleme verstärken, die durch chronische Erkrankungen wie Asthma, Rheuma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht werden. Das Wetter ist nicht die Ursache der Erkrankungen, verstärkt aber die Symptome.

Was können Betroffene die Beschwerden lindern?

Prof. Dr. Martin Scherer: Helfen kann unter anderem Bewegung an der frischen Luft: Tägliche Spaziergänge bei jedem Wetter kann helfen, den Körper auf Temperaturwechsel einzustellen. Wichtig ist natürlich auch ausreichend Wasser zu trinken und an heißen Tagen auf anstrengende Aktivitäten zu verzichten. Eine diagnostische Abklärung beim Hausarzt beziehungsweise der Hausärztin empfiehlt sich, wenn Betroffene starke Symptome haben, die sie über einen längeren Zeitraum einschränken.     pm