Die Leber ist das erste Ziel – und dann geht es weiter. Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren können Krebs verursachen, den man oft viel zu spät bemerkt. Foto: Rasi/stock.adobe.com

Virale Hepatitis ist ein stiller Killer und verursacht Krebs

Welche Krankheit tötet alle 30 Sekunden einen Menschen? Es ist eine Entzündung der Leber. Am Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli kommt die World Hepatitis Alliance (WHA) mit ihrem globalen Netzwerk aus 323 Mitgliedern in über 100 Ländern zusammen, um den Kampf gegen virale Hepatitis zu beschleunigen, eine der tödlichsten und am meisten vernachlässigten Krankheiten und Gesundheitskrisen.

Hepatitis-Viren führen zu hohem Krebsrisiko

Neue Forschungsergebnisse, die auf dem EASL Congress von der Center for Disease Analysis (CDA) Foundation vorgestellt wurden, ergaben, dass Hepatitis-B-Viren (HBV) und Hepatitis-C-Viren (HCV) hochgradig onkogen sind und zu Krebserkrankungen an mehreren Organen und Körperstellen führen können. Der Bericht zeigt, dass mit Hepatitis B und C infizierte Personen „ein ähnliches oder ein deutlich höheres Risiko haben, Krebs zu entwickeln, als jemand, der aktiv eine Packung Zigaretten pro Tag raucht“.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass HBV und HCV „als krebsverursachende Infektionen betrachtet werden sollten und dass internationale Richtlinien entsprechend überdacht werden müssen“.

Noch mehr Todesfälle erwartet

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der WHA ergab, dass fast die Hälfte (42 %) der Menschen weltweit nicht wissen, dass eine der häufigsten Ursachen von Leberkrebs virale Hepatitis ist. Fast drei Viertel (74 %) der Befragten geben an, dass Wissen über die Verursachung von Leberkrebs durch Hepatitis bedeute, dass sie sich mit höherer Wahrscheinlichkeit testen lassen werden, und mehr als vier Fünftel (82 %) sagen, dass sie sich mit höherer Wahrscheinlichkeit impfen lassen werden.

Weltweit leben mehr als 350 Millionen Menschen mit Hepatitis B oder C, was jedes Jahr mehr als 1,1 Millionen Menschen das Leben kostet. Bis 2040 wird erwartet, dass die Todesfälle durch virale Hepatitis die kombinierte Mortalität durch HIV, Malaria und Tuberkulose übersteigen werden.

Dringender Bedarf an Tests

Danjuma Adda, Präsident der World Hepatitis Alliance, erklärt: „Jedes Jahr sterben mehr als eine Million Menschen an Hepatitis. Das Motto des Welt-Hepatitis-Tages 2023 lautet: ,We’re not waiting‘ (,Wir warten nicht‘). Dies ist ein Aufruf, die Bemühungen zur Eliminierung von viraler Hepatitis jetzt zu beschleunigen und den dringenden Bedarf an Tests und Behandlungen für die Menschen, die sie wirklich benötigen, zu decken. Einzelpersonen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt führen Veränderungen im eigenen Leben und in der Welt um sie herum herbei. Wir feiern dieses Engagement und fordern zugleich mehr Maßnahmen. Wir warten nicht auf Veränderungen – wir kämpfen dafür, sie zu realisieren.“

Eine stille Epidemie

Homie Razavi, Managing Director, CDA Foundation, sagt dazu: „Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen sind stille Epidemien. Diese viralen Infektionen verursachen Krebs, aber da infizierte Personen erst dann Symptome zeigen, wenn es zu spät ist, bleiben die meisten Infektionen unbemerkt. Es ist für uns alle wichtig, das hohe Krebsrisiko im Zusammenhang mit Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen zu erkennen und Patienten die richtige Versorgung zu ermöglichen. Die Behandlung kann das Krebsrisiko um 85 % oder mehr reduzieren.“

Quelle: Robert Koch-Institut / Grafik: Statista.com

Hepatitis-Fälle in Deutschland bis 2019

Die Statistik zeigt die Anzahl der Hepatitis-Fälle in Deutschland nach Hepatitistyp im Zeitraum von 2001 bis 2019. Im Jahr 2019 wurden deutschlandweit insgesamt 5.940 Fälle von Hepatitis-C registriert. Die verschiedenen Hepatitisformen unterscheiden sich bezüglich einer ursprünglichen Schädigung der Leberzellen prinzipiell nur in der Schwere und der Dauer.

Zur Meldung bestimmter Krankheiten sind behandelnde Ärzte, wie auch Krankenhäuser und Infektionslabore durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) verpflichtet. Diese Meldepflicht gilt nicht nur bei erkannter Erkrankung oder einem festgestellten Todesfall, sondern auch bei einem begründeten Infektionsverdacht. Statistisch aufbereitet werden die Daten durch das Robert Koch-Institut, das auf seiner Webseite die anonymisierten Daten in Jahresberichten zur Verfügung stellt.