„Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten“, sagt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Er forderte die Politik auf, das Zünden von privatem Feuerwerk an Silvester zu verbieten. Foto: ah_fotobox/stock.adobe.com

Silvester ohne Schwarzpulver: Ärzteschaft fordert Verbot von privatem Feuerwerk

Zum Verkaufsstart von Silvester-Feuerwerk fordert Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt die Innenpolitiker in Bund und Ländern dazu auf, ein Verbot des privaten Gebrauchs von Pyrotechnik auf den Weg zu bringen: „Dieses Thema muss endlich angegangen und auf die Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz gesetzt werden. Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr Tausende Menschen durch Silvester-Feuerwerk verletzen und mitunter Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden.“

Blockierte Notaufnahmen und Umweltverschmutzung

Der falsche, fahrlässige und alkoholisiert beeinträchtigte Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Verletzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken. „Gerade Verletzungen an Augen und Ohren häufen sich in der Silvesternacht. Besonders erschreckend ist, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden. Auch leiden Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Menschen mit (Kriegs-)Traumata unter dem Lärm, den Explosionen und der Umweltverschmutzung durch die Feuerwerkskörper“, so Reinhardt. Und nicht zuletzt seien Haus- und Wildtiere durch die Knallkörper stark beeinträchtigt. Er betonte, dass die Bundesärztekammer mit der Forderung nach einem Verbot des privaten Gebrauchs von Pyrotechnik sich mit den Organisationen der Polizei und Rettungskräfte und nicht zuletzt dem Umweltschutz absolut einig sei.

Es ging in der Pandemie auch ohne Böller

Das zeitweise Böller-Verkaufsverbot während der Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Gefahren durch entsprechende Regelungen deutlich reduziert werden konnten. In Hamburg gab es Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr; in Berlin sank die Zahl der Einsätze von 1523 auf 862.

Reinhardt betonte: „Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern. Eine Alternative zur privaten Böllerei sind zentral organisierte Feuerwerke. Manche Städte bieten auch Drohnen- oder Lasershows an, die den Himmel ganz ohne Müll und Feinstaub-Belastung erstrahlen lassen. Für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“

Rücksicht nehmen, Rettungskräfte nicht behindern oder attackieren

In Baden-Württemberg ist das Zünden von Feuerwerken an Silvester in der Regel erlaubt, jedoch gibt es einige wichtige Regelungen zu beachten. Feuerwerkskörper der Kategorie F2, die für den Gebrauch durch Privatpersonen zugelassen sind, dürfen in der Regel nur an Silvester und Neujahr gezündet werden. Es gibt jedoch bestimmte Orte, an denen das Zünden von Feuerwerken verboten sein kann, wie zum Beispiel in der Nähe von Krankenhäusern, Altenheimen, Kirchen oder in Naturschutzgebieten. Zudem können Kommunen eigene Regelungen erlassen, die das Feuerwerk an bestimmten Orten einschränken oder verbieten. Es ist daher ratsam, sich vorab bei der jeweiligen Stadt- oder Gemeindeverwaltung zu informieren, um sicherzustellen, dass man die lokalen Vorschriften einhält.

Ansonsten sollte man so viel gesunden Menschenverstand walten lassen, dass man nicht mutwillig Menschen in besonderen Situationen oder Haus- und Wildtiere stört oder verängstigt. In Karlsruhe hat zum Beispiel der Zoodirektor darum gebeten, in Nähe des Zoos auf das Böllern zu verzichten, um die komplizierte, fragile Aufzucht des Eisbären-Nachwuchses nicht zu gefährden. Selbstverständlich verbietet sich auch das Gefährden von Einsatzfahrzeugen und Rettungskräften, die in der Nacht von Silvester auf Neujahr im Dauereinsatz zu schwerverletzten Bölleropfern oder zu durch Raketen verursachten Bränden eilen müssen. Oft sind Straßen durch Feiernde blockiert oder die Retter müssen über Scherben und explodierende Böller fahren. Alkoholisierte Feiernde haben in den vergangenen Jahren auch immer wieder Rettungspersonal bei Einsätzen direkt attackiert oder mit Böllern beworfen. pm/tok