Freuen sich, anderen Müttern mit ihren Erfahrungen helfen zu können: Heike und ihre Tochter Antina mit Sohn. Foto: Siloah St. Trudpert Klinikum/Schabacker

Siloah-Stillgruppe: Von anderen lernen, wenn das Stillen zum Problem wird

Zur Weltstillwoche hat das Siloah St. Trudpert Klinikum in Pforzheim, ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, einen generationsübergreifenden Austausch unter stillenden Müttern und deren Müttern ermöglicht. Moderne Stillgruppen, wie sie im Siloah St. Trudpert Klinikum angeboten werden, und Vorbereitungskurse für werdende Mütter sowie ein breitgefächertes Kursangebot für Mutter und Kind nach der Geburt, unterstützen Frauen von Anfang an mit praktischen Tipps, psychologischer Unterstützung und fachkundiger Beratung, um das Stillen zu fördern.

Wenn das Stillen schwerfällt

Was Mütter dabei von anderen Stillenden lernen können, zeigt das Beispiel von Antina Reinert aus Pforzheim-Dillweißenstein. Als ihr Sohn vor zehn Monaten in Stuttgart zur Welt kommt, zeigt sich schnell, dass die 32-Jährige Unterstützung beim Stillen benötigt. Da ihr Sohn kaum zunimmt, muss sie Pre-Nahrung zufüttern. In den Wochen und Monaten nach der Geburt befindet sich Antina in einem ständigen Kreislauf aus Stillen und Fläschchen geben. Trotz ständiger Nahrungszufuhr nimmt der Kleine kaum zu, hat ständig Hunger und benötigt für ein Fläschchen stolze 45 Minuten.

Als sich die Situation weiter verschlimmert, muss Antina mit ihrem drei Monate alten Baby sogar drei Tage auf die Intensivstation. Auch dort verbessert sich sein Zustand nur wenig. Nach der Entlassung sucht die junge Mutter einen Kieferorthopäden auf, denn sie erinnert sich daran, dass sie als Baby Schwierigkeiten beim Trinken aufgrund eines angewachsenen Lippenbändchens hatte, welches durchtrennt werden musste.

Der Kieferorthopäde entdeckt, dass bei Antinas Sohn sowohl Lippen-, als auch Zungenbändchen zu weit hinten im Gaumen angewachsen sind und diese in einem kurzen operativen Eingriff durchtrennt werden müssen. Im Alter von vier Monaten war es dem kleinen Mann dann endlich möglich, ausreichend und vor allem schmerzfrei zu trinken.

Stillprobleme belasten die Psyche

„Es war eine herausfordernde Zeit. Mein Sohn und ich gingen auf dem Zahnfleisch. Der Austausch in der Stillgruppe und mit meiner Mutter Heike, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat, hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Ich hoffe, dass ich mit meinen Erlebnissen anderen Müttern helfen kann, die auch Probleme beim Stillen haben oder deren Kind kein Gewicht zunimmt,“ erzählt Antina Reinert in der Siloah-Stillgruppe.

„Ich habe mich allein gelassen gefühlt“

Sabine Arres, Still- und Laktationsberaterin und Leiterin der Stillgruppe am Siloah St. Trudpert Klinikum, hatte die jungen Mütter der Stillgruppe anlässlich der Weltstillwoche 2024 dazu eingeladen, ihre eigenen Mütter mitzubringen, um sich generationsübergreifend über eigene Stillerfahrungen auszutauschen. Heike Reinert, die Mutter von Antina, nahm die Einladung an. Die 53-Jährige aus Pforzheim-Dillweißenstein hatte ebenso wie ihre Tochter Schwierigkeiten beim Stillen. Wie schon bei Antina musste auch bei ihren beiden Geschwistern das Lippenbändchen durchtrennt werden, um das Trinken zu ermöglichen.

„Mir wurde damals nur gesagt, ich solle dann eben Brei geben, wenn das Stillen nicht funktioniert. Nach drei Monaten habe ich schließlich ungewollt abgestillt. Ich habe mich allein gelassen gefühlt. Stillgruppen wie diese gab es damals in meiner Heimat Nordrhein-Westfalen nicht,“ erinnert sich Heike Reinert an ihre Erfahrungen in den 90er Jahren. „Ich freue mich heute, meine Erlebnisse teilen zu können. Es ist wichtig, dass wir uns untereinander austauschen und den anderen zuhören. Wir können alle voneinander lernen und ich kann anderen Müttern mit meiner Geschichte vielleicht helfen“, erzählt die Großmutter.

Stillgruppe bringt Mütter zusammen

Bereits seit 1998 trifft sich die Stillgruppe unter Leitung von Sabine Arres jeden ersten und dritten Dienstag im Monat im Siloah Familienzentrum in Pforzheim. Die Mütter tauschen sich im entspannten Rahmen aus. Rund 200 Frauen finden sich insgesamt jedes Jahr in der Stillgruppe zusammen. Jedes Treffen steht unter einem anderen Motto, so entsteht ein breitgefächertes Wissen bei den Müttern.

„Unsere Stillgruppe ist ein sozialer Ort für Gespräche unter Müttern. Für jede Frage oder Sorge gibt es hier ein offenes Ohr“, erklärt Sabine Arres. Frauen, die ihr Kind noch stillen oder ungewollt abgestillt hat, sind in der Stillgruppe herzlich willkommen. Vorher anmelden können sich Interessierte über die Website des Siloah St. Trudpert Klinikum. Laut aktueller Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen Babys mindestens sechs Monate ausschließlich gestillt werden. pm

Weitere Informationen gibt es unter www.siloah.de/stillen