Sexuelle Störungen bei Frauen sind nicht so gut untersucht wie solche Beschwerden bei Männern. Das gilt auch bei Frauen mit Multipler Sklerose. Dabei sind sexuelle Probleme keine Seltenheit bei MS-Patienten. Foto: Matthias Stolt/stock.adobe.com

Sexuelle Störungen bei Frauen mit Multipler Sklerose

Eine Multiple Sklerose (MS) kann ganz verschiedene Bereiche des Gehirns und des Rückenmarks betreffen. Genauso vielfältig können daher die Symptome einer MS sein. Noch nicht alle dieser Bereiche sind ausreichend erforscht und beschrieben. Sexuelle Probleme mit Multipler Sklerose waren schon bekannt, wie stark und wie konkret aber Frauen mit MS davon betroffen sind, war noch nicht untersucht.

Wissenschaftler aus Tunesien haben sich Symptome der sexuellen Dysfunktion bei Frauen mit Multipler Sklerose genauer angesehen, wie das DeutschesGesundheitsPortal berichtet.

Einschränkungen der Sexualität belasten

Unter einer sexuellen Dysfunktion bei Frauen, also einer sexuellen Störung oder Beschwerden in diesem Bereich, verstehen Ärzte sexuelle Probleme wie zum Beispiel ein mangelndes Interesse an Sex, das die Frauen belastet, oder Schwierigkeiten einen Orgasmus zu erleben sowie unangenehme Empfindungen oder Schmerzen beim Sex. Solche Einschränkungen der Sexualität können als belastend oder störend empfunden werden und bei Frauen mit MS infolge von Entzündungen an den daran beteiligten Hirnregionen und Nerven hervorgerufen werden.

Die tunesischen Forscher vergleichen 26 Frauen mit MS mit 26 Frauen ohne MS, die hinsichtlich Alter und Lebensstandard zu den Patientinnen passten. Dabei bewerteten die Wissenschaftler den Behinderungsgrad der MS-Patientinnen (EDS-Wert), befragten sie zu ihrer sexuellen Funktionalität und ermittelten, ob Depressionen vorlagen.

Sexuelle Dysfunktion bei Frauen mit MS häufiger  

Die Ergebnisse zeigten, dass sexuelle Dysfunktionen bei Frauen mit MS häufig auftreten. In der Studie waren 69,2 % der Frauen mit MS betroffen im Vergleich zu 26,9 % der Frauen aus der Kontrollgruppe. Sexuelles Verlangen, sexuelle Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit waren in der Untersuchung der tunesischen Forscher am häufigsten betroffen. Die Punktzahlen im Fragebogen zur sexuellen Funktion (mit den Unterkategorien sexuelles Verlangen, Erregung, Lubrikation, Orgasmus und Befriedigung) waren geringer bei Frauen mit MS als bei den Frauen ohne MS.

Viele Faktoren mit sexueller Dysfunktion verbunden

Die statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse deutete auf eine Verbindung von sexueller Dysfunktion bei Frauen mit MS zu Alter, Dauer der Ehe, Behinderungsgrad und dem Vorliegen von Depressionen hin. Eine Verbindung gab es außerdem zu einem geringen Bildungsstandard und Blasenstörungen. Das zeigt, dass bei Frauen mit MS eine ganze Reihe von Faktoren ebenfalls Einfluss auf ihre sexuelle Funktionalität haben.

Die Wissenschaftler fassen zusammen, dass die Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Berücksichtigung einer möglichen sexuellen Dysfunktion bei Frauen mit MS ist. Laut den Wissenschaftlern sollten daher Ärzte ebenfalls auf diesen Aspekt eingehen, da dies die Lebensqualität der Patientinnen verbessern kann. Frauen mit MS, die glauben von einer sexuellen Störung betroffen zu sein, die sie als belastend oder störend empfinden, sollten sich daher andersherum ebenfalls nicht scheuen, die Beschwerden mit einem Arzt zu besprechen.     DGP/HealthCom/tok