Ukraine-Krieg, Corona und Klimawandel haben erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. Psychologin Prof. Tanja Michael fordert: „Es wäre daher positiv, die Schulen als Ort der Prävention psychischer Erkrankungen stärker in die Gesundheitsversorgung mit einzubeziehen.“ Foto: DimaBerlin/adobe.stock.com

Pandemie, Klima, Krieg: Krisen beeinflussen psychische Gesundheit von Jugendlichen

„Die Ergebnisse unserer ersten Befragung zeigen, dass es innovative Konzepte braucht, um die Widerstandsfähigkeit der Jugendlichen zu stärken, damit sie den zusätzlichen Belastungen durch die Krisen gewachsen sind“, sagt Tanja Michael. Sie sieht dabei insbesondere die Zusammenarbeit mit den Schulen als erfolgversprechend an. „Sie sind der Ort, in dem ein großer Teil des Lebens und die soziale Entwicklung von Jugendlichen in Deutschland stattfindet. Es wäre daher positiv, die Schulen als Ort der Prävention psychischer Erkrankungen stärker in die Gesundheitsversorgung mit einzubeziehen“, betont die Psychologin.

Pandemie und Klimakrise machen depressiv

Die befragten Jugendlichen nahmen von den Krisen die Corona-Pandemie als stärksten Belastungsfaktor wahr, so berichtet es das DeutschesGesundheitsPortal (DGP). „Hier gaben 28 Prozent der befragten Jugendlichen an, äußerst belastet zu sein und 31 Prozent waren sehr belastet. Es folgten der Ukraine-Krieg und der Klimawandel. Bezogen auf den Ukraine-Krieg gaben 5 Prozent an, äußerst belastet zu sein und 22 Prozent waren sehr belastet, der Klimawandel belastete 2 Prozent äußerst und 15 Prozent der Jugendlichen sehr“, schildert Tanja Michael die Ergebnisse.

„Wir konnten im Rahmen einer sogenannten Mehrebenenanalyse zeigen, dass pandemie- und klimabedingte Belastungen mit stärkeren Depressions- und Angstgefühlen sowie geringerer gesundheitsbezogener Lebensqualität verknüpft sind. Kriegsbedingte Belastungen dagegen hängen mit größerer Ängstlichkeit zusammen. Diese Zusammenhänge blieben auch nach Kontrolle aller sonstigen Einflüsse wie individuelle Lebensstressoren oder Selbstwirksamkeit bestehen“, erläutert die Psychologin.

Einzigartige Studie mit aktuellen Bezügen

Die GUCK-Hin Studie (kurz für Generation Ukraine-Krieg Covid-19 Klimawandel ) ist eine der sehr wenigen Studien, die die psychische Gesundheit von Jugendlichen in Deutschland – wie vom Robert-Koch-Institut dringend gefordert –, auch über das Ende der Pandemie hinaus beobachtet. Einzigartig ist die Studie im Hinblick darauf, dass die Belastung durch weitere aktuelle Krisen, ebenso wie individuelle Belastungsereignisse wie Konflikte innerhalb der Familien oder im Freundeskreis, psychische Symptomausprägungen und potenzielle Schutzfaktoren erfasst werden.

Die Studie untersucht daneben auch demografische Daten, potenzielle Schutzfaktoren wie die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Jugendlichen, den sozioökonomischen Status und das Interesse an und Vertrauen in die Politik. „Es handelt sich um eine längsschnittliche Untersuchung mit drei Erhebungszeitpunkten: 2022, 2023 und 2024. Die erste Befragung fand im Zeitraum von Juni bis Oktober 2022 an 58 weiterführenden Schulen des Saarlandes in den Klassenstufen sieben bis neun statt. Insgesamt nahmen 4001 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen zehn und 18 Jahren teil. Auch für die Erhebung 2023 haben erneut 57 weiterführende Schulen ihre Teilnahme zugesagt“, erklärt Tanja Michael.

Die Forscherinnen und Forscher haben ihre Ergebnisse der Analyse bei einer Fachzeitschrift eingereicht. Sie veröffentlichen diese bereits vor der üblicherweise mehrere Wochen dauernden endgültigen Begutachtung auf einem sogenannten Preprint-Server. „Wir wollen die Ergebnisse unseren Fachkollegen bereits zur Verfügung stellen“, erklärt Tanja Michael. DGP