Eine LMU-Studie hat erstmals das kindliche psychosoziale Wohlbefinden über verschiedene Phasen von Lockdown und Lockerung während der Coronapandemie langfristig untersucht und negative Effekte auf Kinder und Familien festgestellt. Foto: Halfpoint/stock.adobe.com
LMU-Studie: Coronapandemie hat Familien langfristig belastet
Nicht nur die Lockdowns, sondern der gesamte Pandemiezeitraum hatte negative Effekte auf Kinder und Familien. Stress der Eltern war ein großer Risikofaktor für das psychosoziale Wohlbefinden der Kinder, wie eine Studie erstmals zu kurz- und langfristigen Effekten nach Lockdowns zeigt.
Gesamter Pandemiezeitraum wirkte sich negativ aus
Im Rückblick scheint die Coronapandemie aus einem Auf und Ab von Lockdowns und anschließenden Lockerungen der strikten Ausgangssperren zu bestehen. Doch für Kinder und Familien ging es seit dem ersten Lockdown im Frühling 2020 langfristig vor allem abwärts. Ein Team am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) unter der Leitung von Professor Markus Paulus zeigt, dass sich zwar kurzfristig das Wohlbefinden der Kinder wieder erholt hat, nachdem der erste Lockdown vorbei war.
Doch auf den gesamten Zeitraum gesehen hat sich die Pandemie negativ ausgewirkt. Ein wesentlicher Faktor dafür war der elterliche Stress. „Die Lockdowns waren schon hart, natürlich. Aber unsere Studie zeigt auch, dass das Wohlbefinden von Familien über den gesamten Zeitraum der Coronapandemie gesunken ist“, sagt Dr. Samuel Essler, Studienautor und Mitarbeiter am Lehrstuhl.
Die Studie hat erstmals das kindliche psychosoziale Wohlbefinden über verschiedene Phasen von Lockdown und Lockerung langfristig untersucht. „Es ist die erste Studie, die allgemeine Effekte der Pandemie von Lockdown-spezifischen Effekten auf das kindliche Wohlbefinden unterscheiden kann“, sagt Markus Paulus.
Elterlicher Stress hat Kinder belastet
Die Ergebnisse bestätigen zunächst, wie wichtig der Kontakt zu Gleichaltrigen ist. So ist das Wohlbefinden der Kinder im ersten Lockdown aufgrund der Isolation von ihren Peers gesunken. Zugleich ist es manchen Familien gelungen, im ersten Lockdown davon zu profitieren, dass auf einmal mehr Zeit füreinander war. Dieser Effekt hat jedoch nicht angehalten.
Im Gegenteil: Das Wohlbefinden der gesamten Familie nahm kontinuierlich bis zum Ende des Untersuchungszeitraums im Winter 2020/21 ab. Auch unabhängig von den Lockdowns belastete dies die Kinder.
Ein großer Risikofaktor für die emotionale Situation der Kinder war dabei der zunehmende elterliche Stress. Je gestresster die Eltern waren, desto schlechter ging es den Kindern. Das machte sich besonders bemerkbar, als der zweite Lockdown begann.
Gute Eltern-Kind-Beziehung war hilfreich
Nur eine gute Eltern-Kind-Beziehung schützte die Kinder vor allzu negativen Auswirkungen der Pandemie, sie war ein „Resilienzfaktor“, wie Essler sagt. Im Rahmen der Studie wurden im Zeitraum von Frühling 2020, und damit dem ersten Lockdown, bis zum Ende des letzten Lockdowns im März 2021 Familien nach dem Wohlbefinden befragt. Untersucht wurden emotionale Schwierigkeiten, Verhaltensprobleme und Hyperaktivität von Kindern, das Wohlbefinden der Familie als Ganzes, Stress der Eltern und die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kind. pm/LMU