Gibt es mehr Corona-Impfschäden im Osten Deutschlands? Dass Impfstoffe in den Bundesländern unterschiedlich schädlich gewirkt haben, ist unwahrscheinlich. Foto: lunaundmo/stock.adobe.com

Keine Lust auf Corona-Impfung und trotzdem mehr Corona-Impfschäden im Osten Deutschlands?

Fast 9000 Menschen in Deutschland haben einen Antrag auf Anerkennung eines COVID-Impfschadens gestellt. „Bei knapp 65 Millionen Menschen, die mindestens eine Corona-Impfung bekommen haben, heißt das: Von 10.000 Geimpften stellt etwas mehr als einer einen Antrag.“ Das vermeldet „ZEIT ONLINE“.

Das Ergebnis geht aus Daten hervor, die „ZEIT ONLINE“ von den Behörden in allen 16 Bundesländern abgefragt und ausgewertet hat. Sie zeigen auch, in welchen Bundesländern Menschen besonders viele Impfschadensanträge stellen – und dass nur ein kleiner Teil tatsächlich anerkannt wird.

Quellen: RKI, ZEIT ONLINE, Statista-Berechnung/Grafik: Statista.com

Auffällig: Unter den sieben Bundesländern mit den meisten Anträgen je 100.000 sind alle ostdeutschen Flächenländer. Im Westen stechen Bayern und das Saarland heraus. Eine Statista-Berechnung zeichnet dieses Bild aus einer etwas anderen Perspektive nach. Die Deutschlandkarte zeigt, dass es in den oben genannten Bundesländern deutlich mehr Anträge je 100.000 verabreichte Impfdosen gibt. Liegt dieser Wert in Thüringen bei fast acht, sind es in Baden-Württemberg nur drei Anträge auf 100.000 Impfungen.

Woran das liegt, darüber lässt sich an dieser Stelle nur spekulieren. Dass die Impfstoffe in verschiedenen Regionen unterschiedlich schädlich gewirkt haben ist unwahrscheinlich. Entsprechend dürften andere Aspekte – wie zum Beispiel die allgemeine Einstellung zur Corona-Impfung – eine Rolle spielen. Dazu passt, dass es Überschneidungen zwischen Impfquote und Anträgen auf Impfschäden gibt. So sind unter den sieben Bundesländern mit der niedrigsten Impfquote auch vier der Länder mit den meisten Impfschaden-Anträgen.

Quelle: RKI/Grafik: Statista.com

Hohe Todesfallrate + geringe Impfquote = mehr Anträge auf einen Impfschaden

Dazu passt auch, dass die beiden Bundesländer mit der höchsten Anzahl von Todesfällen in Zusammenhang mit dem Coronavirus und berechnet auf je 100.000 Corona-Impfungen bei den Impfschaden-Anträgen vorne liegen. In Thüringen liegt die Rate der Anträge auf die Anerkennung eines Impfschadens bei 7,9 pro 100.000 Impfdosen – der Spitzenwert unter den Bundesländern. Parallel beträgt in Thüringen die Impfquote bei der ersten Auffrischungsimpfung (dreimal geimpft) nur 54,3 %. Das ist Stand 13. Juni 2023 der zweitschlechteste Wert unter allen Bundesländern. Und: Mit 398 Todesfällen in Zusammenhang mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohnern hat Thüringen den zweithöchsten Wert. Hier starben doppelt so viele Menschen mit dem Coronavirus wie in Hamburg (200 Corona-Todesfälle pro 100.000 Einwohner bei einer Erstauffrischungs-Impfquote von 67,1 %).

Sachsen hat 419 Corona-Todesfälle pro 100.000 Einwohner – das ist der traurige Höchstwert unter den Bundesländern. Sachsen hat aber auch die schlechteste Erstauffrischungs-Impfquote unter allen Bundesländern. Mit 50,7 % zeigt die niedrige Quote ganz deutlich an, wie wenig sich die Menschen in Sachsen für die Corona-Impfung begeistern konnten. Trotzdem gibt es hier 7,1 Impfschaden-Anträge pro 100.000 verabreichten Impfdosen.

Quelle: RKI/Grafik: Statista.com

In Baden-Württemberg gibt es offenbar die wenigsten Impfschäden

Mit 70,5 % führt Schleswig-Holstein die Impfquoten-Bestenliste an – und kommt auf nur 122 Todesfälle pro 100.000 Einwohner. Auffallend: Hier wurde pro 100.000 Einwohner viel mehr geimpft und dennoch gibt es nur 4,4 Impfschaden-Anträge pro 100.000 verabreichte Corona-Impfungen. Baden-Württemberg kommt immerhin auf eine Impfquote von 61,5 % bei der ersten Auffrischungsimpfung. Die Impfschaden-Anträge liegen jedoch bei 3,0 je 100.000 verabreichte Corona-Impfungen – der Bestwert in Deutschland.

Anzahl der Anträge auf
 Anerkennung eines 
 Impfschadens

 je 100.000 verabreichter
 Corona-Impfungen
 (Stand: 9. Mai 2023)

Todesfälle in 
 Zusammenhang
 mit dem Coronavirus
 je 100.000 Einwohner
 (Stand: 19. April 2023)

Impfquote bei der ersten
 Auffrischungsimpfung
 gegen das Coronavirus
 (Stand: 13. Juni 2023) 

Thüringen

7,9

398

54,3 %

Mecklenburg-Vorpommern

7,5

175

60,2 %

Bayern

7,2

222

59,3 %

Sachsen

7,1

419

50,7 %

Saarland

6,5

223

69,5 %

Sachsen-Anhalt

6,0

294

58,5 %

Brandenburg

5,6

261

55,8 %

Rheinland-Pfalz

5,0

174

63,7 %

Berlin

4,7

155

64,2 %

Hessen

4,6

202

61,2 %

Schleswig-Holstein

4,4

122

70,5 %

Bremen

4,3

149

67,6 %

Hamburg

3,4

200

67,1 %

Niedersachsen

3,4

176

67,1 %

Nordrhein-Westfalen

3,2

179

66,0 %

Baden-Württemberg

3,0

176

61,5 %

Bis zum 19. April 2023 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit mehr als 38,3 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Weltweit beläuft sich die Zahl bestätigter SARS CoV-2-Infektionen derzeit auf mehr als 685 Millionen. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich aktuell auf mehr als 6,8 Millionen. Mathias Brandt/Statista.com/tok