
Liegt voll im Trend - bei Naschkatzen und Herstellern, die mit diversen billigen, teils gefährlichen Zusatz- und Farbstoffen den Hype fürs schnelle Geld nutzen wollen. Foto: Bernd/stock.adobe.com
Hype mit Beigeschmack: Importierte „Dubai-Schokolade“ mit Fremdfett, Allergenen, Schimmelpilzgift und Farbstoffen
Dubai? Da gibt es riesige Shopping-Malls, den höchsten Wolkenkratzer der Welt und dem vom Passagieraufkommen her fünfgrößten Flughafen der Welt, in dem viele umsteigen, um in andere Fernurlaubsländer weiter zu fliegen. Und jetzt boomt „Dubai-Schokolade“. Wer sich hierzulande diese importierte Trend-Leckerei gönnt, isst allerdings zuweilen unschöne Beigaben mit.
Fremdfett, Allergene und Farbstoff
„In kürzester Zeit hat sich ein Hype um die sogenannte ,Dubai-Schokolade‘ entwickelt. Sie wird mit hochwertigen Zutaten wie Schokolade und Pistazien in großen Mengen und zu hohen Preisen angeboten. Unsere Lebensmittelüberwachung hat sich importierte Dubai-Schokolade genauer angesehen und erste Proben analysiert. In acht von acht Proben wurden Kontaminanten, Farbstoffe, Allergene und Fremdfett festgestellt. Die geringe Probenanzahl ist noch kein Trend, aber die Ergebnisse sind sehr bedenklich und haben uns veranlasst, ein landesweites Sonderprogramm zu starten, um die landesweiten Angebote an ,Dubai-Schokolade‘ zu überprüfen und unter die Lupe zu nehmen“, erklärt Peter Hauk MdL, baden-württembergischer Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
Das Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart untersuchte in Zusammenarbeit mit den CVUAs Freiburg (Labor für Allergene) und Sigmaringen (Labor für Mykotoxine) inzwischen acht Proben „Dubai-Schokolade“ aus Drittländern. Fünf Proben entstammen unterschiedlichen Chargen Importware vom selben Hersteller aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, drei Proben kamen von verschiedenen Herstellern aus der Türkei. Die Proben wurden direkt bei Händlern hier in Deutschland vor Ort genommen beziehungsweise wurden bei der Einfuhr in die Europäische Union (EU) kontrolliert.
Betrug und gesundheitsschädliche Zusatzstoffe
„Von Betrug bis Gesundheitsschädlichkeit wurde in den ersten Importproben von ,Dubai-Schokolade‘ alles gefunden. Das ist so nicht akzeptabel. Ich appelliere an die Importeure, ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen und dafür zu sorgen, dass hier nur einwandfreie Ware auf den Markt kommt – sowohl im Hinblick auf den Gesundheitsschutz, als auch auf den Täuschungsschutz. Wo ‚Dubai-Schokolade‘ draufsteht, muss auch echte Schokolade mit hochwertigen Zutaten ohne Verfälschungen oder Verunreinigungen drin sein“, betonte Minister Hauk.
Erste Untersuchungsergebnisse deuten auf eine hohe Beanstandungsquote hin:
1. Die fünf Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten…
- bestehen entgegen der Auslobung nicht aus Schokolade, sondern enthalten Fremdfett(Palmöl), was eine Verbrauchertäuschung darstellt;
- enthalten außerdem die herstellungsbedingten Kontaminanten 3-MCPD- und Glycidylfettsäureester in so hohen Gehalten, dass sie als nicht sicher zu beurteilen sind. Vermutlich sind diese gesundheitlich bedenklichen Stoffe über verunreinigtes Palmöl in die Dubai-Schokolade gelangt. Palmöl ist besonders anfällig für die Bildung von 3-MCPD- und Glycidylfettsäureestern.
2. Sieben Proben enthalten nicht deklarierte künstliche Farbstoffe in den streifenförmigen Dekorierungen auf der braunen Tafel und in den Füllungen. In den Füllungen wird durch die Farbstoffe ein höherer Anteil an wertgebenden Zutaten (Pistazien, Erdbeere) vorgetäuscht. Nur eine Probe konnte nicht auf Farbstoffe untersucht werden, weil der Anteil an gelbem Dekor zu gering war. Hier werden Nachproben angefordert und untersucht.
3. Bei drei von fünf auf Allergene untersuchten Proben war Sesam in deutlichen Mengen enthalten, obwohl Sesam weder als Zutat noch im vorhandenen freiwilligen Spurenhinweis deklariert war. Diese Produkte sind für Menschen mit Sesam-Allergie gesundheitsschädlich. Es handelte sich hierbei um die Proben mit Herkunft Türkei.
4. Alle acht Proben weisen diverse Kennzeichnungsmängel auf.
5. Bei einem stichprobenartigen Screening wurden außerdem in einer Probe mit „Pistazienfüllung“ auch hohe Anteile an Schimmelpilzgiften (Mykotoxine), vor allem Aflatoxine, festgestellt. Deshalb wurden beim Händler drei dort vorhandene Chargen für die Untersuchung auf Mykotoxine im CVUA Sigmaringen repräsentativ beprobt. Die Ware wurde bis zur endgültigen Ergebnisermittlung gesperrt. Der Verdacht auf eine Aflatoxin-Höchstgehaltsüberschreitung bestätigte sich.
6. Die ersten Untersuchungen von Pistaziencremes aus dem Großhandel auf Aflatoxine sind dagegen bisher unauffällig.
Sonderprogramm Dubai-Schokolade und Pistaziencreme
Der noch immer anhaltende Hype rund um „Dubai-Schokolade“ und in Folge auch um andere Lebensmittel mit Pistazien sowie die ersten Untersuchungsergebnisse geben Anlass für die Lebensmittelüberwachung des Landes, diese Produkte genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit einem kurzfristigen Sonderprogramm werden nun landesweit Proben von „Dubai-Schokolade“ aus Drittländern und in der EU hergestellte Produkte aus dem Handel zur Untersuchung am CVUA Stuttgart erhoben. Zusätzlich werden möglichst auch von einheimischen kleinen Herstellern, Konditoreien und Confiserien produzierte Ware berücksichtigt. Zur Mykotoxinuntersuchung am CVUA Sigmaringen werden zusätzlich Proben von Pistaziencreme aus dem Großhandel erhoben.
Info
Den detaillierten Bericht der CVUAs Freiburg, Stuttgart und Sigmaringen zu diesen ersten Untersuchungsergebnissen finden Sie hier auf der Homepage der Untersuchungsämter. Dort werden auch die Ergebnisse des Sonderprogramms veröffentlicht. pm/tok