
Drei bis vier Jahrzehnte lang müssen Frauen in Menstruationsartikel investieren. Dabei stehen verschiedene Artikel zur Auswahl. Während Tampons und Binden viel Müll verursachen, lassen sich Periodenhöschen, wenn sie ohne Biozide auskommen, wiederverwenden und danach auch wiederverwerten. Foto: Nadya Ustuzhantceva/stock.adobe.com
Periodenslips kontra Tampons und Binden: Wie nachhaltig und gesund ist Menstruations-Unterwäsche wirklich?
Sie bestehen aus mehreren Lagen, enthalten saugfähige Schichten aus Baumwolle, Viskose oder synthetischen Fasern und eine elastische Kunststoff-Membran: Periodenslips liegen im Trend, bieten sie doch eine Alternative zu Tampons oder Binden. Diese traditionellen Hygieneartikel verursachen laut Berechnungen etwa 300 Kilogramm Menstruationsabfall im Leben einer Frau.
Dagegen lassen sich die Höschen, je nach Hersteller, nach dem Ausspülen mit kaltem Wasser bei 30 oder 60 Grad waschen. Bei richtiger Pflege können sie durchaus mehrere Jahre wiederverwendet werden, wie das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.
Biozide können Organismen belasten
Dennoch gibt es einige Kritikpunkte, die die Umweltverträglichkeit betreffen: Einige Firmen geben ihren Textilien sogenannte Biozide bei, zum Beispiel mit Silberchlorid ummantelte Fasern. Diese chemischen Substanzen sollen das Bakterienwachstum hemmen und somit unangenehmen Gerüchen entgegenwirken.
Das kann nicht nur allergische Reaktionen oder Hautirritationen bei der Trägerin hervorrufen, sondern ist auch nicht besonders nachhaltig: So können die Biozide beim Waschen der Slips in Gewässer gelangen und dort Organismen belasten.
Auf umweltverträgliche Textilien achten
Was das Recycling angeht, stellen die Textilien ebenfalls eine Herausforderung dar. Viele Hersteller verwenden einen mehrschichtigen Aufbau verknüpft mit synthetischen Materialien. Das erschwert eine Wiederverwertung. „Einige Hersteller verzichten inzwischen auf Biozide und verwenden Textilien, die auch bei höheren Temperaturen waschbar sind, ohne ihren Auslaufschutz zu verlieren“, erklärt Textilforscherin Prof. Dr. Elisabeth Eppinger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Verbraucherinnen sollten beim Kauf der Periodenunterwäsche am besten darauf achten.
Umsteigen auf gesündere Periodenprodukte?
Wer Periodenunterwäsche trägt, die auf Biozide verzichten, geht damit auch problematischen Zusatzstoffen von Tampons aus dem Weg. Bislang wenig erforscht und mit bedenklichem Befund: Tampons verschiedener Marken, die möglicherweise jeden Monat von Millionen Menschen verwendet werden, können giftige Metalle wie Blei, Arsen und Cadmium enthalten. Das ergab eine Studie von 2024 unter der Leitung der University of California, Berkeley, wie DGKL-News von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin meldet.
Die Hauptautorin der Studie, Jenni A. Shearston, Postdoktorandin an der UC Berkeley School of Public Health und der UC Berkeley’s Department of Environmental Science, Policy, & Management erklärt: „Unseres Wissens ist dies die erste Studie, die Metalle in Tampons misst. Besorgniserregend ist, dass wir Konzentrationen aller Metalle gefunden haben, auf die wir getestet haben, einschließlich giftiger Metalle wie Arsen und Blei.“
Der Umstieg auf Periodenunterwäsche stellt zunächst einmal eine vergleichsweise größere Investition dar. Tampons sind eindeutig billiger. Geht man jedoch von einem längeren Gebrauch der Periodenunterwäsche aus, könnte sich die Investition lohnen.
Kostenfreie Menstruationsartikel gefordert
Und da ist man dann auch schon bei der Ungleichheit von Mann und Frau. Schon im Mädchenalter und bis hin zur Menopause sind Frauen gezwungen, Geld für Menstruationsartikel auszugeben. Die Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland e. V. hatte anlässlich des Weltmenstruationstages im Mai 2024 gefordert, dass es einen Zugang zu kostenfreien Menstruationsartikeln an allen weiterführenden Schulen und Bildungseinrichtungen in Deutschland geben soll.
Wie groß der Bedarf am Zugang zu kostenfreien Periodenprodukten auch in Deutschland ist, zeigt die 2022 von Plan International gemeinsam mit WASH United veröffentlichte Umfrage „Menstruation im Fokus“, für die bundesweit 16- bis 49-Jährige zum Thema Periode befragt wurden. So stellen beispielsweise die Kosten für Menstruationsprodukte gerade die Gruppe der Jüngeren (16 bis 24 Jahre) vor finanzielle Herausforderungen. Die Ausgaben für die Periode sei vor allem für Menstruierende in Schulen, in der Ausbildung sowie in Fachhochschulen und Universitäten eine Belastung. pm/tok