Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits 2011 Richtlinien zur Osteopathie beschlossen. In vielen Ländern ist sie fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Foto: bmf-foto.de/stock.adobe.com
Heike Henkel und Jens Joppich: So schätzen Sportstar und Teambetreuer die Osteopathie
„Über 15 Millionen Bundesbürger haben bereits osteopathische Behandlungen in Anspruch genommen, beeindruckende 90 Prozent sind mit den Behandlungserfolgen zufrieden“, teilt der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) mit. Heike Henkel, mehrfache Hochsprung-Weltmeisterin und Olympiasiegerin, und Jens Joppich, Mannschafts-Osteopath bei Bayer Leverkusen und seit 2021 auch beim Fußballnationalteam aktiv, sehen in der Osteopathie einen wichtigen Baustein in der Gesundheitsversorgung.
Ohne Medikamente und mit geschulten Händen
Osteopathie komme gänzlich ohne Medikamente aus und sei mit ihrer ganzheitlichen Herangehensweise für Menschen jeden Alters und bei vielen Beschwerden sinnvoll. „Osteopathen nehmen sich Zeit für die Untersuchung, suchen nach eingehender Anamnese mit ihren langjährig geschulten Händen nach den Ursachen und unterstützen die Selbstregulierungskräfte des Körpers“, heißt es in einer VOD-Mitteilung.
Durch gezielte Mobilisationen könne die Osteopathie beispielsweise bei zahlreichen Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen helfen. „Mehrere Studien und Umfragen, beispielsweise von Stiftung Warentest und dem Forsa-Institut zeigen, dass die große Mehrheit der Patienten mit der Osteopathie zufrieden sind – ein klares Zeichen für die Effektivität und Nachhaltigkeit der ganzheitlichen Medizin“ so der VOD. Osteopathie sei in allen Altersklassen gefragt. Viele Eltern würden ihre Kinder und Babys osteopathisch behandeln lassen.
So verwundere es nicht, dass Osteopathie auch international stark nachgefragt werde und in vielen Ländern fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung sei. Sie wäre nicht nur in den USA, wo sie vor fast 150 Jahren entstanden ist, sondern rund um den Globus etabliert. Dazu zählen nicht nur Länder wie Australien, Neuseeland oder Südafrika, sondern inzwischen auch 13 Länder in Europa inklusive Island. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits 2011 Richtlinien zur Osteopathie beschlossen.
Das sagen deutsche Sportler und Sportlerbetreuer zur Osteopathie
Heike Henkel: „Unverzichtbarer Baustein bei der Gesundheitsversorgung“
Heike Henkel, mehrfache Hochsprung-Weltmeisterin und Olympiasiegerin, ist Osteopathie-Botschafterin und Vorstandsmitglied der Deutschen Osteopathie Stiftung mit dem Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.
Welche Rolle spielt Osteopathie nach in der Leichtathletik und im Leistungssport an sich?
Heike Henkel: Osteopathie spielt für viele Sportler eine immer größere Rolle. Es hat sich herumgesprochen, dass man mit dieser medizinischen Form sehr viel erreichen kann, ohne gleich zu Medikamenten greifen zu müssen. Da bei der Osteopathie ganzheitlicher geschaut wird, kann der wahre Grund einer Irritation manchmal viel früher festgestellt werden als auf herkömmlichem Wege. Außerdem kann präventiv gearbeitet werden und Verletzungen können so vermieden werden.
Warum engagieren Sie sich als Osteopathie-Botschafterin und seit Juli 2023 auch als Vorstandsmitglied der Deutschen Osteopathie Stiftung?
Heike Henkel: Obwohl es eine fundierte und langjährige Ausbildung oder ein Studium benötigt, um Osteopathie qualifiziert ausüben zu können, bekommt sie viel zu wenig Anerkennung. Gerade aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen möchte ich deshalb die Osteopathie und Osteopathen darin unterstützen, noch ernster genommen zu werden. Wichtig dafür sind, neben positiven Erfahrungen, natürlich aber auch noch mehr belastbare wissenschaftliche Nachweise. Wir können es uns nicht leisten, mit ansteigenden Ausfällen durch langwierige Beschwerden, Verletzungen und die damit verbundenen steigenden Gesundheitskosten, auf so eine erfolgreiche medizinische Behandlungsform zu verzichten.
Welche Rolle spielt Osteopathie für Sie persönlich?
Heike Henkel: Ich habe schon sehr früh sehr gute Erfahrungen mit Osteopathie gemacht. Auch heute gehe ich regelmäßig zur Osteopathie. Auch mein Mann und zwei meiner Kinder nehmen die Osteopathie regelmäßig mit in Anspruch.
Warum setzen Sie sich für die Anerkennung des Osteopathen und der Osteopathin als eigenständigen Beruf ein?
Heike Henkel: Osteopathie ist ein unverzichtbarer Baustein bei der Gesundheitsversorgung und Prävention, nicht nur bei Spitzensportlern. Leider gibt immer mehr Trittbrettfahrer, die sich mitunter in nur wenigen Wochenendkursen zum „Osteopathen“ haben „ausbilden“ lassen. Doch das hat nichts mit seriöser Osteopathie zu tun. Dafür sind mindestens vier bis fünf Jahre Ausbildung oder Studium erforderlich. Nur ein Berufsgesetz kann Patienten deshalb verlässlich davor schützen, in die falschen Hände zu geraten.
Jens Joppich: „Die meisten haben Erfahrungen mit Osteopathie“
Nach sieben Spieltagen führt Bayer Leverkusen die Tabelle der Fußball-Bundesliga an. Das Team scheint topfit zu sein. Am Erfolg wirkt Jens Joppich mit, der seit 2008 Mannschafts-Osteopath bei Bayer Leverkusen ist und seit 2021 auch bei der Fußballnationalmannschaft als Osteopath agiert.
Was können Sie, was kann die Osteopathie im Spitzen- und Profisport leisten, was Physiotherapeuten oder Ärzte nicht allein schaffen?
Jens Joppich: Ich sehe die Osteopathie als notwendigen und unersetzbaren Teil in einer optimalen medizinischen Versorgung im Leistungssport. Es ist mehr ein Zusammenspiel.
Wie sehen Ihre Arbeitstage beim Bundesligisten und im Einsatz für die National-Elf aus?
Jens Joppich: Im Großen und Ganzen besteht der Tag aus Behandlungen plus der notwendigen Vor-und Nachbereitung von Training und Spiel. Plus der Versorgung von verletzten Spielern auch während des Trainings, welche nicht am Training oder Spiel teilnehmen können. An intensiven Trainingstagen oder späten Spielen können die Tage auch mal sehr lang werden.
Wann sind Sie besonders gefragt? Wann rufen Spieler und Trainer nach dem Osteopathen?
Jens Joppich: Sehr unterschiedlich. Meist kommen die Spieler direkt auf uns zu; immer in enger Abstimmung mit dem Mannschaftsarzt. Die meisten haben Erfahrungen mit Osteopathie und wissen, was wann nötig ist an Behandlungen.
Warum sind Sie mit solcher Leidenschaft dabei?
Jens Joppich: Ich weiß natürlich, dass auch ein bisschen Glück dazu gehört, in diesen Bereichen zu arbeiten! Für mich ist es immer wichtig, in einem guten, vertrauensvollen medizinischen Team zu arbeiten, wo die Athleten im Mittelpunkt stehen. Man erlebt viel, Erfolge und Misserfolge, beides gehört dazu. Für mich ist die Kombination aus der Praxisarbeit und der Arbeit mit den Teams optimal, eigentlich die perfekte Abwechslung. pm