Die Larvenstadien des Fuchsbandwurms verursachen zumeist in der Leber raumfordernde krebsartige Veränderungen (Hydatidzyste), die lebensbedrohend sein können. Foto: Dr_Microbe/stock.adobe.com

Fuchsbandwurm: So beugen Sie vor, dass der Parasit nicht vom Darm in die Leber wandert

Im Herbst ist Pilzsaison, und beim Sammeln fragt man sich vielleicht: Wie war das mit dem Fuchsbandwurm? Kann man sich anstecken? Wie gefährlich ist es, im Wald Beeren, Kräuter oder Pilze zu sammeln? Schließlich ist die Zahl der Füchse in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Und damit auch die Angst vor dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis).

Das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ gibt Antworten auf wichtige Fragen – und kann teilweise beruhigen: Die Zahl der gemeldeten Fälle von infizierten Menschen ist relativ gering.

Überdurchschnittlich viele Hundebesitzer betroffen

Wie hoch ist die Gefahr, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren? Selbst wenn man davon ausgeht, dass einige nicht gemeldet werden, sind es deutschlandweit nicht mehr als 100 Fälle im Jahr, sagen Experten. Unter Personen, die sich mit dem Fuchsbandwurm infiziert haben, finden sich überdurchschnittlich viele Hundebesitzer. Wer auf dem Land lebt oder viel in der Natur unterwegs ist, kommt zudem eher mit dem Erreger in Kontakt.

„Das erhöht rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, eine genügend hohe Anzahl an Wurmeiern aufzunehmen“, sagt der Biologe Prof. Klaus Brehm von der Universität Würzburg, Experte für Echinokokkose, so der Fachausdruck für Erkrankungen, die durch den Fuchs- oder Hundebandwurm ausgelöst werden.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMLE) empfiehlt daher in Gebieten mit einem hohen Vorkommen des Fuchsbandwurmes eine Entwurmung der empfänglichen Endwirte wie Hund und Katze im Abstand von vier Wochen, wenn der Zugang zu infizierten Mäusen nicht ausgeschlossen werden kann. Nach Arbeiten mit Erde (wie Wald-, Feld- und Gartenarbeiten) sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Tot aufgefundene oder bei der Jagd erlegte Füchse sollten nur mit Plastikhandschuhen angefasst und Tiere für den Transport in Plastiksäcken verpackt werden. Hunde, die von Jägern in Fuchsbauten eingesetzt wurden, sollten anschließend abgeduscht werden.

Lebensmittel als Infektionsquelle

Als Infektionsquelle kommt der Verzehr von Lebensmitteln in Frage, die mit Bandwurmeiern verunreinigt sind. Dazu gehören beispielsweise Beerenfrüchte, wie Heidel- und Preiselbeeren oder auch Wasser, aber auch Gemüse und Fallobst, wie das BMLE mitteilt. „Die Füchse halten sich nicht nur im Wald auf, sondern setzen ihren Kot auch in Gärten und auf Wiesen, ja sogar in der Stadt ab. Darüber hinaus können die am Fell von Füchsen, Hunden oder Katzen haftenden Eier übertragen werden (Schmutzinfektion). Dies gilt insbesondere für Jäger, Tierärzte, Tierpräparatoren, Landwirte und Kleintierbesitzer“, schreibt das BMLE.

So sieht ein Bandwurm unter dem Mikroskop aus. Man sieht den Kopf mit den Mundwerkzeugen, die im Falle des Fuchsbandwurms die Darmwand durchdringen und dann bevorzugt in Richtung Leber wandern. Foto: crevis/stock.adobe.com

Nachweis erst nach Wochen

„Der Fuchsbandwurm ist einer der wenigen Parasiten in unseren Breitengraden, der im Menschen eine zwar sehr seltene, aber zumeist schwerwiegende Erkrankung hervorrufen kann. Die Larvenstadien verursachen zumeist in der Leber raumfordernde krebsartige Veränderungen, die lebensbedrohend sein können“, teilt das BMLE mit. Die im Darm aus den Eiern frei werdenden Larven durchdringen die Darmwand und gelangen in verschiedene Organe. Am häufigsten sind die Leber, dann Lunge und Gehirn, zum Teil auch Knochen befallen. „In Folge der Organveränderungen kann es beim Menschen zu Abgeschlagenheit, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht kommen“, notiert das BMLE.

Hat man Wurmeier aufgenommen, bildet das Immunsystem Antikörper, die den Erreger bekämpfen. „Sie lassen sich nach etwa sechs bis acht Wochen im Blut nachweisen“, erklärt Beate Grüner, Professorin am Universitätsklinikum Ulm und Mitglied der WHO-Arbeitsgruppe Echinokokkose. Und, so warnt das BMLE: „Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ist sehr lang und kann sich über Monate und Jahre hinziehen. Die Ansteckungsquelle lässt sich daher in den meisten Fällen wegen des unbekannten Infektionszeitpunktes nicht mehr feststellen.“ Aber: Bei einem günstigen Krankheitsverlauf setze sich das Immunsystem erfolgreich mit dem Parasiten auseinander und inaktiviere den Eindringling.

Heilung kaum möglich

Eine Infektion bedeutet noch lange nicht, dass man krank ist oder wird. Nur etwa 20 Prozent der Menschen mit positivem Bluttest haben tatsächlich eine Echinokokkose. Für eine sichere Prognose braucht man den Beweis per Ultraschall oder MRT, dass der Parasit im Körper wächst.

Dann aber kann die Fuchsbandwurm-Infektion für den Zwischenwirt Mensch sehr gefährlich werden. Die Echinokokkose kann tödlich verlaufen, eine Heilung ist selten möglich. Eine Therapie besteht aus der operativen Entfernung der Finnenstadien plus einer Langzeit- oder Dauermedikation mit Mebendazol oder Albendazol.

Pilze besser nicht roh verzehren

Ob es tatsächlich gefährlich ist, Beeren oder Pilze zu sammeln, lässt sich rein aufgrund vorliegender wissenschaftlicher Daten nicht sagen – dazu sind die Fallzahlen zu klein. Am ehesten problematisch ist das Sammeln selbst, wegen des Kontakts zum Waldboden. Wichtig daher: Hände nicht ins Gesicht oder gar zum Mund führen. Und Pilze besser nicht roh verzehren.

Sicher abgetötet werden die Eier des Fuchsbandwurms bei Temperaturen von 60 bis 80 Grad Celsius für mindestens fünf Minuten. Wer sein Essen bei 100 Grad aufkocht, tötet die Wurmeier sogar unmittelbar ab.

Einfrieren hilft übrigens nicht. Erst bei minus 80 Grad Celsius – und das über mehrere Tage – verlieren die Wurmeier ihre Lebensfähigkeit. Handelsübliche Gefrierschränke erreichen keine so tiefen Temperaturen. pm