Lust auf ein Menü mit essbaren Grillen und Mehlwürmern? Agrarwissenschaftler prognostizieren, dass Insektenproteine künftig wichtiger für die Ernährung werden. Foto: Bastiaanimage Stock/stock.adobe.com

Ernährung der Zukunft: Quinoa, Insekten, Quallen – so werden wir 2050 essen

Im Supermarkt können wir heute aus knapp 20.000 verschiedenen Produkten auswählen, nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es eine größere Auswahl. Doch der Klimawandel stellt Erzeuger vor große Herausforderungen, weil etwa Dürren oder Überschwemmungen verstärkt auftreten. Wie sieht die Nahrung der Zukunft aus? Und wie gesund ist sie?

„Unsere Ernährungssysteme werden zunehmend anfälliger“, sagt Agrarwissenschaftler Dr. Martijn Sonnevelt, der am World Food System Center der ETH Zürich an interdisziplinären Ansätzen für eine nachhaltige Welternährung arbeitet. Das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ hat einen Blick in die Zukunft unserer Ernährung geworfen.

Quinoa als Alternative zu Weizen, Mais und Reis

Angesichts der Knappheit landwirtschaftlicher Flächen könnte das sogenannte Vertical Farminghelfen. Dabei werden Pflanzen in geschlossenen Systemen unter künstlichem Licht kultiviert, das Licht kommt von LEDs, die Pflanzensysteme können beliebig in die Höhe gestapelt werden. Stillgelegte U-Bahn-Schächte, Industriebrachen – Vertical Farming kann an vielen Orten stattfinden, auch in den Städten.

Angesichts hoher Strompreise und einer durchwachsenen Umweltbilanz können allerdings derzeit die meisten saisonalen Produkte im Gewächshaus oder Freiland immer noch kostengünstiger produziert werden.

Weizen, Mais und Reis sind die drei Lebensmittel, die weltweit etwa 40 Prozent aller Kalorien liefern – eine gefährliche Abhängigkeit, warnen Agrarwissenschaftler. Eine Alternative könnten Pflanzen sein, die sich gut an ein verändertes Klima anpassen, etwa Quinoa. Sie kann auf versalzten Böden wachsen, die eine immer größere Fläche einnehmen. Die Pflanze konzentriert das Salz in kleinen Blasen auf den Blättern und wirft es ab.

Quinoa als Alternative zu Weizen, Mais oder Reis bildet die Grundlage dieses Menüs. Dazu werden gedämpfter Brokkoli geräucherte Tofu-Würfel in Teriyaki-Soße gereicht. Als Topping werden Sesam-Samen gestreut. Foto: Romana/stock.adobe.com

Künftig kleinere Fische auf dem Speiseplan

Auf unserem Speiseplan stehen auch häufig Fisch und Meeresfrüchte. Doch die reine Fischerei kann diesen Bedarf schon lange nicht mehr befriedigen, seit etwa zwei Jahren ist der Anteil der Fische aus Aquakulturen größer als der wild gefischte. Auch 2050 wird es noch den beliebten Zuchtlachs geben, allerdings können sich diesen Fisch dann wohl nur noch die Reichen leisten, prognostizieren Experten. Der Trend wird deshalb in den kommenden Jahren hin zu kleineren Fischen gehen, die niedriger in der Nahrungskette sind, sich pflanzlich ernähren und nicht mit Fischmehl gefüttert werden müssen.

Noch sind Insekten-Menüs unpopulär

Und wie steht´s mit Insekten als Nahrungsmittel? Bisher stoßen die neuen Fleischlieferanten noch auf Ablehnung in der Bevölkerung. Die Vorstellung, Insekten zu essen, finden viele Menschen eklig. Doch das könnte sich ändern. Agrarwissenschaftler prognostizieren, dass Insektenproteine künftig wichtiger für die Ernährung werden.

Sie appellieren, den Ekel vor Insektenmehl zu überwinden – schließlich essen wir ja auch gehäckselte Innereien in aufgereinigten Schafsdärmen, sprich: Wurst. Bislang allerdings findet man Lebensmittel, die mit Insektenprotein angereichert sind, nur selten im Supermarkt.

Drei Fragen an „Apotheken Umschau“-Redakteurin Katja Töpfer

Es hat sich herumgesprochen, dass bestimmte Lebensmittel schlecht fürs Klima sind, zum Beispiel Fleisch oder Milchprodukte. Und gerade, wenn sie aus konventioneller Produktion kommen, belastet das die Umwelt. Doch es gibt Lösungen.

Petra Terdenge: „Lebensmittel sollten zukünftig nachhaltig sein und dennoch bezahlbar. Was aber heißt das für uns? Stehen unsere bisherigen Lieblingsgerichte wie Döner, Spaghetti und Currywurst weiterhin auf der Speisekarte?“

Katja Töpfer: „Ich glaube, wir werden auch in der Zukunft nicht auf unsere Lieblingsspeisen verzichten müssen, aber wichtig ist, dass wir unseren Fleischkonsum senken und mehr pflanzliche Nahrungsmittel essen. Einfach weil dieser hohe Fleischkonsum unseren Planeten an seine Grenzen bringt.“

Petra Terdenge: „Weniger Fleisch zu uns nehmen – ein Weg dahin könnte sein, dass wir uns auch von Insekten ernähren, zum Beispiel von Heuschrecken. Doch das heißt nicht, dass sie als Ganzes auf den Tisch kommen,…“

Katja Töpfer: „…sondern dass quasi diese Proteine der Heuschrecken aufgereinigt werden, aufbereitet werden und dann zum Beispiel in irgendwelchen Proteinriegeln oder in Puddings oder in Fleischersatzprodukten dann verwendet werden. Das kann durchaus eine leckere und gesunde Alternative zu Fleisch sein.“

Petra Terdenge: „Das dürfte für viele gewöhnungsbedürftig sein, aber die Ernährungsgewohnheiten werden sich ändern. Auch Fisch dürfte in Zukunft weniger auf dem Speisezettel stehen. Allein schon, weil es immer weniger davon gibt und er immer teurer werden wird.“

Katja Töpfer: „Daher könnten auch Produkte aus dem Meer eine Alternative sein, etwa Quallen oder Seegurken, Algen. Daraus lassen sich mit technologischen Verfahren auch sehr leckere Produkte herstellen, daran wird gerade geforscht.“