Bei einer Wurzelkanalbehandlung (Symbolbild) haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg ein neues Bakterium gefunden, das sich offenbar besonders wohl in infizierten Wurzelkanälen fühlt. Über dessen mögliche Rolle in Entzündungsprozessen ist noch nichts bekannt. Foto: Maksym Yemelyanov/stock.adobe.com

Dentiradicibacter hellwigii: Freiburger Forscher entdecken neues Bakterium in der Mundhöhle

In den Tiefen eines menschlichen Wurzelkanals haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg ein neues Lebewesen entdeckt. Dentiradicibacter hellwigii ist der Name des neu identifizierten Bakteriums, das die Forschenden aus einem infizierten Wurzelkanal isoliert haben. Ob der neue Mikroben-Mitbewohner ein Krankheitserreger ist oder nicht, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Das neue Bakterium stellten die Freiburger Forscher am 5. März 2025 im Fachmagazin International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology vor.

Überraschungen in der Mundflora

„Die Entdeckung zeigt, dass unsere Mundflora noch längst nicht vollständig erforscht ist. Dabei kann sich eine außer Balance geratene Mundflora auf die Gesundheit des ganzen Körpers auswirken“, sagt Prof. Dr. Fabian Cieplik, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg. Über 770 Bakterienarten sind bereits aus der menschlichen Mundhöhle bekannt – und nun kommt ein weiteres Exemplar hinzu.

„Wir haben hier ein Bakterium, das sich offenbar besonders wohl in infizierten Wurzelkanälen fühlt, aber nicht unbedingt der Übeltäter ist“, erklärt Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, der als Leiter des Bereichs Orale Mikrobiologie der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie zusammen mit der Erstautorin Dr. Sibylle Bartsch sowie Annette Wittmer und Prof. Dr. Georg Häcker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene hauptverantwortlich für die Isolierung des neuen Bakteriums war.

Hohe Diversität der Mikroorganismen in der Mundhöhle

Dentiradicibacter hellwigii ist Gram-negativ, anaerob und beweglich. Bevorzugt wächst es in Ko-Kulturen mit anderen Bakterien und kann Zucker wie Glucose verwerten. Bei dieser neuen Entdeckung handelt es sich nicht nur um eine neue Art, sondern sogar um die Erstbeschreibung der Gattung Dentiradicibacter, zu der weitere Arten in der Mundhöhle gehören könnten.

Dies zeigt die hohe Diversität der in der Mundhöhle vorkommenden Mikroorganismen. Weitere Forschung wird zeigen, ob das neu beschriebene Bakterium eine spezifische Rolle in Entzündungsprozessen, wie sie auch bei Wurzelkanalinfektionen auftreten, spielen könnte.

Das Bakterium Dentiradicibacter hellwigii sieht unspektakulär aus, ist aber eine spannende Entdeckung. Der neue Winzling in der Mundhöhle ist stäbchenförmig und nur etwa zwei Mikrometer lang. Bildquelle: Bartsch et al. (2025), Int. J. Syst. Evol. Microbiol. DOI 10.1099/ijsem.0.006690

Name erinnert an Freiburger Zahnmediziner

Mit der Entdeckung wurde auch ein ehemaliger Freiburger Zahnmediziner geehrt. Das Bakterium verdankt seinen Namen dem Freiburger Professor und ehemaligen Ärztlichen Direktor der Klinik Prof. Dr. Elmar Hellwig, der sich intensiv mit der oralen Mikrobiologie beschäftigte. „Eine verdiente Ehrung für meinen Vorgänger, einen großen Namen der Zahnmedizin“, so Cieplik.

Info

Hier lesen Sie den Originalartikel im Fachmagazin International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology.