Auch in Obst ist Zucker enthalten, aber der Genuss von verarbeitetem Obst in vielen Fertigprodukten geht meistens mit einer noch höheren Menge an Zucker einher. Foto: Thomas Kurtz

Darf man mit Diabetes Zucker essen?

„Du isst Zucker? Das darfst du doch gar nicht!“ Einer von vielen nervigen Kommentaren, die Menschen mit Diabetes oft hören müssen. Aber was ist dran an dieser Warnung? Das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“ macht den Faktencheck.

Besonders ungünstig sind zuckrige Getränke

Bis in die 1980er Jahre hieß es bei Diabetes: Finger weg vom Zucker. „Dieses Zuckerverbot ist im Prinzip vom Tisch“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Astrid Tombek vom Diabetes Zentrum Mergentheim. „Ab und an ein Stück Kuchen oder Ähnliches ist auch bei Diabetes okay.“ Bei der Therapie muss man dann natürlich die nötige Insulinmenge berechnen. Grundsätzlich sind zu viel Zucker oder einfache Kohlenhydrate wie etwa in Weißbrot für jeden ungesund.

Wer oft Süßes isst, hat ständig zu viel Insulin im Blut. Das begünstigt den Fettaufbau, macht dick. „Viel Zucker fördert Typ-2-Diabetes und weitere Krankheiten“, warnt Astrid Tombek. „Besonders ungünstig sind zuckrige Getränke. Sie lassen den Blutzucker- und Insulinspiegel schnell steigen – auch bei Gesunden.“ Zucker versteckt sich in vielen Fertigprodukten. Ein Blick in die Nährwerttabelle enttarnt dies.

Kleine Ausnahmen sind erlaubt

Fazit: Die Aussage, dass Menschen mit Diabetes grundsätzlich keinen Zucker essen dürfen, ist nicht richtig. „Genießen Sie jedoch nur ab und zu Süßes“, rät Ernährungswissenschaftlerin Tombek. „Ernähren Sie sich insgesamt möglichst ohne Zucker. Denn er ist schlicht ungesund. Und zwar für jeden.“

Die Weltgesundheitsorganisation sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfehlen. Zucker sollte höchstens zehn Prozent der gesamten Energiezufuhr ausmachen. Oder anders herum berechnet: Höchstens 50 Gramm Zucker pro Tag (etwa 10 Teelöffel) sind für einen durchschnittlichen Erwachsenen mit einem täglichen Bedarf von 2000 Kilokalorien empfehlenswert. Aber auch trifft die Empfehlung von Ernährungswissenschaftlerin Tombek zu, dass weniger Zucker gesünder ist.

Wo lauern Zuckerfallen?

Zucker in den Kaffee rühren, zuckersüße Schokolade naschen, ein großes Glas Cola trinken – wer diese Dinge genießt, weiß in der Regel, dass er Zucker zu sich nimmt. Und die meisten wissen auch, dass dieser Zuckergenuss ungesund ist. Aber es gibt auch Zuckerfallen, in denen der süße Stoff so versteckt ist, dass man ihn nicht bemerkt und in seiner persönlichen Zuckerbilanz nicht berücksichtigt. sich in vielen Lebensmitteln.

Laut der Verbraucherzentrale Hamburg gibt es mehr als 70 Bezeichnungen, hinter denen sich der Süßmacher verstecken kann: Glukose-Fruktose-Sirup, Glukosesirup, karamellisierter Zucker, Maltodextrin, Milchzucker, Molkenerzeugnis, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver, gezuckerte Kondensmilch – all das und noch vieles mehr ist Zucker. Und wenn verschiedene Süßungsmittel verwendet werden, sorgt das dafür, dass Zucker auf der Zutatenliste nicht so weit vorne steht. Denn dort sind die Inhaltsstoffe absteigend nach enthaltener Menge aufgelistet.

„Ungesüßt“ heißt nicht zuckerfrei

Und wenn „Ohne Zuckerzusatz“ oder „ungesüßt“ oder „50 Prozent weniger Zucker“ auf der Verpackung steht? Eigentlich heißt das erst einmal gar nichts, denn auch ohne den klassischen Haushaltszucker können Lebensmittel jede Menge Zucker aufweisen, etwa in beigefügten Trockenfrüchten oder verwendetem Süßmolkenpulver. Und auf was bezieht sich die Prozentangabe? Nur ein exakter Vergleich könnte hier hilfreich sein. Das gilt auch bei Mengenangaben pro Verpackungseinheit oder Portion. Ist der Zuckergehalt für 100 Milliliter angegeben, muss man ihn mit dem Faktor fünf multiplizieren, wenn man einen 0,5 Liter Limonade trinken will. Da ergeben sich dann plötzlich Zuckermengen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Und wenn etwas gar nicht süß schmeckt? Fertige Salatdressings, Soßenbinder, Fleischsalat – hier isst man Zucker mit. Auch hier kann ein Blick auf die Nährwertangaben hilfreich sein. Bei Lebensmitteln für Kinder ist ohnehin Vorsicht geboten und eine Überprüfung der Nährwertangaben nicht selten erschreckend.

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