„22 % aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen, wenn alle diese Patient*innen geimpft gewesen wären“, meint David Gómez-Varela vom Department für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien und Leiter einer aktuellen Studie zum Thema COVID-19-Impfung. Foto: Valerii Apetroaiei/stock.adobe.com

Covid-19-Impfung verringert Sterblichkeit auch bei schwer kranken Corona-Patienten

Frühere Studien haben gezeigt, dass die Sterblichkeitsrate von geimpften Corona-Patienten, die hospitalisiert eine Sauerstoff-Therapie benötigen, jener von ungeimpften, sauerstoffpflichtigen Personen gleicht. Eine neue Studie der Universität Wien zeigt jedoch, dass eine COVID-19-Impfung die Zahl der Todesfälle deutlich verringert hätte.

Bei Impfung 22 % weniger Todesfälle bei Hospitalisierten  

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von David Gómez-Varela vom Department für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien hat diese früheren Ergebnisse nun in einer umfangreichen, multikontinentalen Analyse widerlegt und seine erhobenen Daten aktuell in der hochrangigen Fachzeitschrift Journal of Medical Virology veröffentlicht, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet. Das Studienergebnis: Die Zahl der Todesfälle der Hospitalisierten wäre um 22 % geringer gewesen, wenn alle ungeimpften, sauerstoffpflichtigen Personen geimpft gewesen wären.

Weltweit haben Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften unter der Corona-Pandemie gelitten. Mittlerweile stehen Impfstoffe zur Verfügung, die die Einweisungen ins Krankenhaus in bis zu 90 % der Fälle vermeiden und die Anzahl an Todesfällen verringern können. Dennoch erkranken auch 5 % der Geimpften schwer und entwickeln ein lebensbedrohliches Krankheitsbild. Dieses umfasst systemische Entzündungen, Lungenschäden und Blutgerinnungsstörungen. Zu dieser sehr vulnerablen Patientengruppe gehören ältere Personen, Menschen mit (mehreren) Vorerkrankungen oder solche mit geschwächtem Immunsystem.

Mehr Details als früher in Studie berücksichtigt

Ergebnisse früherer und weniger umfangreicher Studien zeigten, dass die Sterblichkeitsrate von geimpften und ungeimpften, hospitalisierten Corona-Patienten mit Sauerstofftherapie nahezu gleich war. Dies warf Zweifel auf, ob eine Impfung der genannten vulnerablen Risikogruppen überhaupt Sinn macht und schürte Argumente gegen die Impfung. Um diese Bedenken abzuklären, hat das Team um David Gómez-Varela im Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2022 im Rahmen einer größeren und multinationalen Studie retrospektiv die Daten von über 20.000 Corona-Patienten mittels statistischer Analysen ausgewertet.

Dabei wurden Personen aus 148 Krankenhäusern aus verschiedenen Ländern und Kontinenten inkludiert. Besonderes Augenmerk legten die Wissenschafter auf die in früheren Studien bisher fehlende Berücksichtigung der speziellen klinischen Merkmale jeder Patientengruppe. So konnten die Forscher kritisch beleuchten, ob die Impfung auch Betroffenen mit (mittel)schwerer Corona-Erkrankung nutzt.

Sehr vulnerable Gruppen profitieren von Impfung

Und tatsächlich zeigte sich bei Betrachtung der um die höhere Belastung durch Komorbiditäten und Risikofaktoren bereinigten Daten ein komplett anderes Bild: „22 % aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen, wenn alle diese Patient*innen geimpft gewesen wären“, meint Studienleiter David Gómez-Varela. Die große Zahl der untersuchten Patienten sowie deren ethnische und geografische Vielfalt unterstützen die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Resultate.

„Unsere Studie und deren Ergebnisse sind insofern sehr wichtig, als sie eine bessere Grundlage für aktualisierte Impfpläne für viele Millionen Menschen bilden können, die zu den am meisten gefährdeten Gruppen gehören“, so Gómez-Varela. „Um solch wichtige Entscheidungen im Bereich der Öffentlichen Gesundheit treffen zu können, ist ein wissenschaftlich-basiertes Verständnis des tatsächlichen Einflusses der Covid-19-Pandemie und des Impfschutzes auf die Sterblichkeit von allergrößter Bedeutung.“

Gutes Beispiel: Impfung bei Rheuma senkt Sterblichkeit

Die zweifache Impfung gegen COVID-19 reduzierte das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt von Rheumapatienten schon um beinahe 60 %. Mit der dritten Impfung gelang dies sogar um mehr als 80 %. Allein die dreifache COVID-19-Impfung vermochte zudem das Risiko der Sterblichkeit bei COVID-19 um über 70 % reduzieren. Dies zeigt eine jetzt veröffentlichte Studie aus den Daten des Deutschen COVID-19-Rheumaregisters.

Dafür analysierten Dr. Rebecca Hasseli mit weiteren Experten aus der Kommission COVID19 & Rheuma der DGRh insgesamt 2314 Fälle aus dem Zeitraum von Februar 2021 bis Juli 2022. „Das Ergebnis der Studie untermauert die Empfehlung der DGRh hinsichtlich der Booster-Impfung“, sagt Rheumatologin Hasseli. Die konsequente Impfung bliebe damit auch für Menschen mit Rheuma der wichtigste Schutz vor einem schweren Verlauf einer Coronainfektion.

Die Gruppe der ungeimpften Patienten im Register diente für den Untersuchungszeitraum als Vergleichsgruppe. Insgesamt zeigt sich ein Rückgang der schweren Verläufe im Register über die Zeit hinweg. Dennoch betrug der Anteil an stationär behandelten bei ungeimpften Rheumapatienten 15 Prozent. Demgegenüber mussten lediglich 8 Prozent der zweifach geimpften und 3 Prozent der dreifach geimpften Rheumapatienten stationär behandelt werden.

„Als Fazit der Arbeit können wir ableiten, dass die Booster-Impfung in dieser Gruppe an Rheumapatienten mit einem signifikanten Rückgang der Sterblichkeit bei Coronainfektion assoziiert war“, betont der Sprecher der Kommission, Prof. Dr. Hendrik Schulze-Koops aus München. Bei ungeimpften Rheumapatienten, oder solchen, die aufgrund ihrer Erkrankung oder bestimmter Therapien keinen adäquaten Impfschutz ausgebildet haben, sollte der Einsatz von antiviralen Medikamenten bei Auftreten einer Coronainfektion in Erwägung gezogen werden, empfiehlt die DGRh.

Immer noch Hunderte von Corona-Todesfällen pro Woche

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die derzeitige Gefährdung durch COVID-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als moderat ein. Übertragung, Krankheitsschwere und Ressourcenbelastung des Gesundheitswesens durch COVID-19 gehen zurück.

Aber: „SARS-CoV-2 zirkuliert weiterhin in der Bevölkerung. Der Anteil schwerer Erkrankungen und Todesfälle ist jedoch nicht mehr so hoch wie in früheren Erkrankungswellen der COVID-19-Pandemie. Das größte Risiko für schwere Erkrankungen betrifft Menschen höheren Alters, mit Vorerkrankungen oder unzureichendem Immunschutz. Insbesondere der Eintrag von Infektionen in Alten- und Pflegeheime und in Krankenhäuser sollte daher weiterhin soweit wie möglich vermieden werden“, meldet das RKI.

Und, so das RKI weiter: „Jüngere, gesunde Menschen haben zwar ein geringeres Risiko für schwere Erkrankungen und Todesfälle, können jedoch weiterhin Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion entwickeln. Die Vermeidung einer Infektion ist damit grundsätzlich sinnvoll.“
Auch die Zahl der Corona-Todesfälle steigt weiter an, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß wie in den schlimmsten Pandemiemonaten. Gab es zum Jahresanfang 2023 in der ersten Woche noch 1226 Corona-Tote pro Woche in Deutschland, so waren es erstmals knapp unter 400 Corona-Tote in der 18. Woche. Generell war das Minus in dieser Jahreszeit zu erwarten. Generell zeigen die Zahlen aber auch, dass immer noch Menschen an dem Coronavirus sterben – von denen etliche mit Schutzimpfungen laut neuer Studien wahrscheinlich überlebt hätten. DGP/tok