Als unterstützende Behandlungsmethode kann Aromatherapie das Wohlbefinden von Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen verbessern. Bildrechte/Foto: PRIMAVERA LIFE
Charité-Studie zur Aromatherapie bei Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen
Lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass Aromatherapie das Wohlbefinden von Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen in der Nachsorge fördern, Selbstheilungskräfte mobilisieren und Symptome lindern kann?
Diesen Fragen ist ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einer Studie nachgegangen, die jetzt in dem Fachmagazin „Supportive Care in Cancer“ erschienen ist.
Empirische Forschung steht noch am Anfang
Ziel der Studie war es, wissenschaftliche Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen individualisierte Aromatherapie in der Nachsorge als unterstützende Behandlung anwenden und wie sie deren Effekte beurteilen. Denn obwohl bekannt ist, dass Krebspatientinnen von unterstützenden Strategien wie aromatherapeutischen Anwendungen profitieren, steht die empirische Forschung dazu noch am Anfang.
Im Rahmen der Studie „Aromatherapeutische, individualisierte Anwendungen bei gynäkologischen Krebspatientinnen: Kontext, Erfahrungen und Auswirkungen (arth4WOMEN)“ erhielten 18 Teilnehmerinnen fünf ätherische Ölprodukte zur individuellen Anwendung über einen Zeitraum von vier Wochen. Nach der Intervention wurden qualitative, halbstrukturierte Interviews geführt. Außerdem wurde die symptomatische Belastung der Frauen vor und nach der Intervention quantitativ dokumentiert und bewertet. Im Zentrum der Untersuchung stand dabei das subjektive Erleben der Patient*innen.
Potenziale der Aromatherapie: Symptomkontrolle, Wohlbefinden, Strategieentwicklung
Wie die Untersuchung ergeben hat, zeigt individualisierte Aromatherapie in mehreren Bereichen interessantes Potenzial. Dazu zählt erstens die Linderung häufiger symptomatischer Beschwerden wie Übelkeit, periphere Neuropathie, Schmerzen und Schlafstörungen. So berichteten Studienteilnehmerinnen, dass die Aromatherapie zu einer Verbesserung symptomatischer Belastungen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen und diversen Ausprägungen von peripherer Neuropathie führte.
Zweitens wurde berichtet, dass die Anwendung ätherischer Öle zur Förderung des Wohlbefindens beitrug, indem Patientinnen sie nach Bedarf zur Entspannung und Beruhigung oder zur Belebung, Stärkung und Erfrischung nutzten.
Aromatherapie als Unterstützung für hilfreiche Strategien im Alltag
Drittens konnte gezeigt werden, dass Aromatherapie Studienteilnehmerinnen dabei unterstützte, hilfreiche Strategien für ihr Alltagsleben zu entwickeln oder bestehende Strategien zu stärken: Einige Studienteilnehmerinnen etablierten neue Strategien – zum Beispiel Routinen, die auf der Anwendung ätherischer Öle basieren -, andere verwendeten Aromatherapie in Kombination mit bereits bestehenden Bewältigungsstrategien wie Meditation, Medikamenten oder Bewusstseinstraining, um positive Entwicklungen in ihrer Pflege zu verstärken oder als Hilfsmittel, um (krankheitsbedingte) Probleme im Alltagsleben zu überwinden und selbst etwas dafür tun zu können.
Die Ergebnisse zeigen das Potenzial der Aromatherapie als unterstützende Behandlungsmethode, die wie ein individueller Werkzeugkasten eingesetzt werden kann, um das Wohlbefinden der Betroffenen in der Nachsorge zu verbessern. pm
Quelle: CZAKERT, J., STRITTER, W., BLAKESLEE, S. B., GRABOWSKI, J. P., SEHOULI, J. & SEIFERT, G. 2022. „Like one part of a puzzle“ – individualized aromatherapy for women with gynecological cancers in aftercare: results from a qualitative-focused mixed-methods study. Supportive Care in Cancer, 31, 80.