Laut einer Umfrage unter Menschen mit Behinderung haben 49 % der Befragten den Wunsch, die falsche Vorstellung zu entkräften, sie seien asexuell. Bildrechte/Fotograf: LELO

Behinderungen und erfüllte Sexualität sind vereinbar

Menschen mit Behinderung haben es aufgrund von häufig fehlender Barrierefreiheit und Mangel von Integrationsmöglichkeiten in vielen Bereichen schwerer als Menschen ohne Behinderung. So fühlen sich laut einer Umfrage von LELO, dem schwedischen Hersteller von luxuriösen Sexspielzeugen, in Zusammenarbeit mit dem internationalen Marktforschungsinstitut Censuswide zehn Prozent der Menschen mit Behinderung an den Rand gedrängt. Das gilt insbesondere auch für das Thema Sexualität.

Mit Stigmata konfrontiert

Diese Umfrage wurde 2022 unter rund 1000 Erwachsenen in Deutschland in Auftrag gegeben, bei der die Hälfte der Befragten Menschen mit Behinderung gewesen sind. Ob auf dem Weg zur Bahn oder auf der Suche nach einem Beruf – oft wird Inklusion in vielen Lebensbereichen nicht genügend berücksichtigt. Zudem sehen sich Menschen mit Behinderung Vorurteilen und Missverständnissen gegenüber. Sie fühlen sich, so die Studie, in Sachen Sex und Sexualität mit Stigmata konfrontiert.  

Die LELO-Umfrage ergab: 49 Prozent der Befragten mit Behinderung haben den Wunsch, die falsche Vorstellung zu entkräften, sie seien asexuell. 48 Prozent waren der Meinung, dass ihre Sexualität aufgrund ihrer Behinderung oft falsch eingeschätzt werde.

Die folgenden fünf Fakten sollen aufzeigen, dass sich Behinderungen und Sexualität nicht ausschließen.

Fakt 1: Menschen mit Behinderung können Sex haben und diesen genießen

Eine der größten Hürden, die Menschen mit Behinderung überkommen müssen, ist die ständige Annahme, dass sie nicht sexuell seien. Das stimmt natürlich nicht. Auch sie können sexuelle Bedürfnisse und Sex haben und wenn sie möchten, auch auf eine abenteuerliche Art. Am Ende des Tages kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er intime Beziehungen eingehen möchte.

Fakt 2: Menschen mit Behinderung können Sex haben

Die Möglichkeit „traditionellen“ Sex zu haben, kann von der Behinderung einer Person abhängen. Sex ist jedoch nicht schwarzweiß zu denken – es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sexuelle Gefühle auszudrücken. Für jemanden mit einer Behinderung ist vielleicht nur ein wenig Vorausplanung, Kreativität, Unterstützung und Ausprobieren erforderlich, um eine angenehme Stellung zu finden. Es gibt außerdem keine „richtige“ Art und Weise Sex zu haben, sondern es kommt nur darauf an, sich wohlzufühlen.

Fakt 3: Menschen mit Behinderung haben nicht nur miteinander Sex

Die Einstellung, dass Menschen mit Behinderung nur miteinander sexuelle Beziehungen eingehen, schränkt die Möglichkeit ein, liebevolle Beziehungen zu entwickeln. Außerdem definiert diese Denkweise jemanden zuerst als Mensch mit Behinderung und erst danach als Mensch. Solange alle Partner glücklich und sicher sind, können sie ein gesundes Sexualleben eingehen. Außerdem stellt eine Beziehung zu einem Menschen mit Behinderung keine Belastung dar. Alle Beziehungen erfordern harte Arbeit und Kompromisse, und mit einer Behinderung zu leben, bedeutet nicht, dass man weniger zu einer Beziehung beiträgt.

Fakt 4: Beim Sex geht es nicht nur um die Intimbereiche

Nur weil jemand keine Erektion oder keinen Orgasmus im herkömmlichen Sinne bekommen kann, heißt es noch lange nicht, dass er Sex nicht genießen kann. So haben beispielsweise Menschen mit Rückenmarksverletzungen berichtet, dass sie bei der Stimulation von Bereichen wie Armen, Ohrläppchen, Nacken, Wangen und Brustwarzen großes Vergnügen empfinden – so sehr, dass diese Stimulation sogar zum Orgasmus führen kann. Es geht nur darum, herauszufinden, was einem persönlich gefällt und was nicht – und das geht am besten mit einem liebevollen Partner, dem man vertraut.

Fakt 5: Alle Menschen müssen Sex lernen und verstehen

Bei allen Menschen ist es von großer Bedeutung, dass sie sexuell aufgeklärt sind und stets Zugang zu wichtigen Informationen haben. Die Themen Einverständnis, Geschlechtskrankheiten, Verhütung, Schwangerschaft und Safe Sex sind ein wichtiger Teil dieser Aufklärung. Nicht nur Menschen mit Behinderung müssen eine angenehme Umgebung vorfinden, in der sie offen über ihre Erfahrungen sprechen können. Wenn Beschwerden benannt werden, müssen diese ernst genommen und angemessen beantwortet werden. pm/tok