Zahllose Behauptungen über Folgen der COVID-19-Impfung geistern durch die Sozialen Medien. Eine internationale Studie aus Würzburg, Bern und Oxford zum wechselseitigen Einfluss von Schlaf, Psyche und Impfantwort gibt in diesem Bereich Entwarnung. Foto: janvier/stock.adobe.com
Beeinflussen sich Schlaf, Psyche und COVID-19-Impfung gegenseitig?
Raubt mir die COVID-19-Impfung den Schlaf? Können psychische Erkrankungen und Schlafstörungen die Impfantwort hemmen? Eine neue Studie aus Würzburg, Bern und Oxford liefert wichtige Erkenntnisse für weitere COVID-19 Impfungen.
Um die Corona-Impfung ranken sich viele Fragen und Sorgen. Beruhigende Antworten liefert eine Studie, die unter dem Titel „The relationship between mental health, sleep quality and the immunogenicity of COVID-19 vaccinations“ im Journal of Sleep Research erschienen ist.
Erfolgreiche internationale Forschungskooperation
Die bislang weltweit größte Studie zum wechselseitigen Einfluss von Schlaf, Psyche und Impfantwort wurde in einer interdisziplinären, internationalen Kooperation von Universitätsklinikum Würzburg, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Universität Bern und der University of Oxford durchgeführt. Hierfür wurden, so berichtet es das DeutschesGesundheitsPortal (DGp), Daten einer Kohorte von mehr als 1000 Mitarbeitenden des Gesundheitswesens aus der CoVacSer-Studie analysiert, die von September 2021 bis Dezember 2022 erhoben wurden.
Die prospektive Kohortenstudie CoVacSer wurde unter der Leitung von Dr. Nils Petri und Dr. Manuel Krone am Universitätsklinikum Würzburg 2021 erfolgreich etabliert, um die SARS-CoV-2-Immunität im Zusammenhang mit Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit nach COVID-19-Impfungen und/oder SARS-CoV-2-Infektionen in einer großen Gruppe von Beschäftigten im Gesundheitswesen zu untersuchen. Zahlreiche Fragestellungen, zum Beispiel zu Faktoren, die Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer beeinflussen, zur Verträglichkeit der Varianten-adaptierten Covid-19 Impfstoffe oder zur Co-Administration, wurden bereits beantwortet.
Kein direkter Einfluss psychischer Erkrankungen
In der neuesten Publikation wurde zunächst untersucht, ob das Vorliegen einer psychischen Erkrankung die Impfantwort beeinflussen kann. „Zum Untersuchungszeitpunkt vor den Booster-Impfungen fanden wir leicht reduzierte Antikörpertiter bei Studienteilnehmern mit psychischen Erkrankungen, was jedoch auf indirekte Faktoren wie das etwas höhere Lebensalter in der Untergruppe psychisch Erkrankter zurückzuführen war. Wir konnten keinen signifikanten Unterschied der Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer nach den ‚Booster-Impfungen‘, der dritten sowie vierten COVID-19-Impfung, im Vergleich von Studienteilnehmerinnen mit und ohne psychiatrische Erkrankung feststellen“, erläutert Medizinstudentin Julia Reusch.
Schlafqualität und Impfung beeinflussen sich nicht
Ferner ging es um die Frage, ob die Schlafqualität die Impfantwort beeinflussen oder die Impfung die Schlafqualität mittel- und langfristig verschlechtern kann. „Unsere Daten zeigen keinen Einfluss der Schlafqualität auf die Antikörperlevel nach den COVID-19-Impfungen. Zudem fanden wir keine Veränderung der Schlafqualität über drei Monate nach der dritten und zwei Wochen nach der vierten COVID-19-Impfung“, berichtet Juliane Mees aus dem Studienteam.
Diese Ergebnisse sind, laut Schlafforscher Dr. Lukas Krone, beruhigende Nachrichten für Patientinnen und Patienten mit Schlafstörungen, welche sich häufig darüber sorgen, ob ihre Schlafprobleme die Impfantwort abschwächen oder eine COVID-19 Impfung ihre Schlafprobleme verschlechtern könnten.
Isabell Wagenhäuser, Erstautorin der Studie, fasst zusammen: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass weder die psychische Gesundheit noch die Schlafqualität einen relevanten Einfluss auf die Immunogenität von COVID-19-Impfungen haben. Wir fanden auch keine Hinweise darauf, dass COVID-19 Impfungen die Schlafqualität verschlechtern oder gar insomnische Beschwerden auslösen könnten.“
Nach Impfung trotzdem ausreichend schlafen
Der Neurowissenschaftler Dr. Lukas Krone, der an den Universitäten Bern und Oxford forscht, ist sich sicher, dass die Ergebnisse dieser groß angelegten Kohortenstudie die klinische Praxis hinsichtlich der Empfehlung von COVID-19-Auffrischungsimpfungen für Personen mit psychischen Erkrankungen und Schlafproblemen beeinflussen wird.
Er empfiehlt jedoch: „Da andere grundlagenwissenschaftliche Arbeiten darauf hinweisen, dass experimenteller Schlafentzug oder starker chronischer Schlafmangel generell Impfantworten beeinträchtigen können, sollte man nach Impfungen prinzipiell ausreichend schlafen. Eine Anpassung von Impfschemata für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder schlechter Schlafqualität erscheint auf Grundlage unserer Daten aus dieser großen Impfkohorte allerdings nicht erforderlich.“ DGP