Über alle Altersgruppen hinweg waren 2022 Depressionen der wichtigste Krankschreibungsgrund mit 118 Fehltagen je 100 Versicherte. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen mit 77 Tagen. Sie hatten mit einem Plus von 12,4 % den stärksten Zuwachs. Foto: Daniel Ernst/stock.adobe.com

Arbeitsausfall wegen Depressionen oder Ängsten bei jungen Menschen rasant angestiegen

Depressionen, chronische Erschöpfung, Ängste: Der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen erreichte 2022 einen neuen Höchststand. Mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte lagen die Fehlzeiten wegen dieser Erkrankungen deutschlandweit um 48 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren.

Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit auf Basis der Krankschreibungen von 2,4 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten. Der Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen ist in Baden-Württemberg ebenfalls auf einen neuen Höchststand gestiegen. 2022 wurden 248 Fehltage je 100 Versicherte verzeichnet. Mehr dazu lesen Sie hier.

Starker Anstieg bei jungen Berufstätigen

Im Vergleich zum Vorjahr hatten junge Berufstätige den stärksten Anstieg mit 24 Prozent bei den 25- bis 29-jährigen Frauen und 29 Prozent bei den gleichaltrigen Männern. Die mit Abstand meisten Krankschreibungen gab es im Gesundheitswesen.

„Der neue Höchststand bei den psychischen Erkrankungen ist besorgniserregend, weil zunehmend auch junge Erwachsene betroffen sind und im Job ausfallen“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Stressreiche Phasen – auch während der Pandemie – haben für sie das Risiko erhöht, etwa an einer Depression zu erkranken. Wir müssen Fragen der seelischen Gesundheit am Arbeitsplatz noch mehr Beachtung schenken, insbesondere, wenn es um Auszubildende und junge Beschäftigte geht.“ Diese seien erst am Anfang ihres Berufslebens und dürften nicht Gefahr laufen, eines Tages verfrüht ausgebrannt zu sein und aussteigen zu müssen.

Mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte lagen 2022 die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen deutschlandweit um 48 % über dem Niveau von vor zehn Jahren. In Baden-Württemberg gab es nur 248 Fehltage je 100 Versicherte. Quelle: DAK/IGES Institut Grafik: Statista.com

Die Statistik zeigt den Anteil der Bevölkerung, der mindestens einmal im Leben (Lebenszeitprävalenz) unter Angststörungen gelitten hat. Insgesamt leiden 25 Prozent aller Menschen mindestens einmal im Leben unter Angststörungen. Quelle: Experte(n) (Kessler) @ Statista 2023 / Grafik: Statista.com

Nach Hochrechnungen der DAK belief sich die Anzahl der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, die 2021 aufgrund einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung im Krankenhaus behandelt wurden, auf deutschlandweit rund 45.900. Vier Jahre zuvor belief sich die Anzahl noch auf rund 58.100 Jugendliche. Quelle: Experte(n) (Kessler) @ Statista 2023 / Grafik: Statista.com

Grafik: DAK-Kinder- und Jugendreport

Rekordhoch bei Depressionen

Über alle Altersgruppen hinweg waren auch 2022 Depressionen der wichtigste Krankschreibungsgrund mit 118 Fehltagen je 100 Versicherte. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen mit 77 Tagen. Sie hatten mit einem Plus von 12,4 Prozent den stärksten Zuwachs. Auf andere neurotische Störungen, wie zum Beispiel chronische Erschöpfung entfielen 34 Fehltage je 100 Versicherte und auf Angststörungen 23 Tage.

Deutlicher Zuwachs bei unter 30-Jährigen

Ältere Beschäftigten haben auch bei psychischen Erkrankungen mehr Fehlzeiten als jüngere. Für 2022 zeigen sich jedoch bei jüngeren die deutlichsten Zuwächse: Besonders auffällig ist bei den Männern die Altersgruppe zwischen 24 und 29 Jahre mit 29 Prozent mehr Fehltagen. Bei weiblichen Beschäftigten gab es im gleichen Alter einen Zuwachs von 24 Prozent. Die 20- bis 24-Jährigen hatten ebenfalls fast ein Viertel mehr Fehltage als gleichaltrige Frauen im Vorjahr.

Der meiste Ausfall im Gesundheitswesen

Wegen psychischer Probleme hatte erneut das Gesundheitswesen die meisten Ausfälle, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung. Diese Branchen sind die einzigen, die sehr deutlich über dem Durchschnitt liegen, und zwar um 44 beziehungsweise 20 Prozent. Mit Blick auf die Berufe fällt auf: Beschäftigte, die sich in ihrem beruflichen Alltag um das Wohlbefinden anderer Menschen kümmern, sind psychisch am meisten belastet. Erzieher, Sozialpädagogen und Theologinnen haben zwei Drittel mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als andere, 2022 bezogen auf 100 Versicherte 494 Tage. Altenpflegekräfte gehören mit 480 Fehltagen je 100 Versicherte ebenfalls zu denjenigen, die besonders betroffen sind.   DAK