Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen dauerte im Durchschnitt 36,9 Tage. Die meisten Fehltage entfielen auf Depressionen, sie verursachten knapp ein Fünftel mehr Arbeitsausfall als im Vorjahr. Foto: DAK-Gesundheit/GettyImages
Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen auf neuem Höchststand
Der Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen ist in Baden-Württemberg auf einen neuen Höchststand gestiegen. 2022 wurden 248 Fehltage je 100 Versicherte verzeichnet, wie aus dem aktuellen und repräsentativen Psychreport der DAK-Gesundheit für den Südwesten hervorgeht.
Stark betroffen: Junge Frauen und Männer im mittleren Alter
Im Zehn-Jahres-Vergleich bedeutete dies einen Anstieg um 48 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hatten junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren den stärksten Anstieg. Bei den Männern sticht die Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen hervor. Die meisten psychisch bedingten Fehltage gab es auch 2022 wieder im Gesundheitswesen. Die Branche lag 43 Prozent über dem Durchschnitt.
„Der neue Höchststand bei den psychischen Erkrankungen im Südwesten ist ein Alarmsignal für uns alle. Hinzu kommt, dass zunehmend auch jüngere Männer in der Mitte ihres Arbeitslebens wegen dieser Erkrankungen ausfallen“, sagt Siegfried Euerle, Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. „Wir müssen am Arbeitsplatz den Fragen der seelischen Gesundheit mehr Beachtung schenken. Beschäftigte dürfen nicht Gefahr laufen, eines Tages verfrüht ausgebrannt zu sein und aussteigen zu müssen“, so Euerle.
In Baden-Württemberg hatten im Vergleich zu 2021 die erwerbstätigen Männer zwischen 35 und 39 Jahren den stärksten Anstieg bei den psychisch bedingten Fehltagen: plus 59 Prozent. Auch die 40- bis 44-Jährigen hatten mit einem Plus von 44 Prozent deutlich mehr Fehltage als gleichaltrige Männer im Vorjahr. Bei weiblichen Beschäftigten gingen in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen die Fehlzeiten um 51 Prozent hoch.
Rekordhoch bei Depressionen
Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen dauerte im Durchschnitt 36,9 Tage. Die meisten Fehltage entfielen auf Depressionen, sie verursachten knapp ein Fünftel mehr Arbeitsausfall als im Vorjahr. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen. Den stärksten Anstieg mit 39 Prozent Zuwachs gegenüber 2021 hatten Angststörungen.
Der meiste Ausfall im Gesundheitswesen
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. In Baden-Württemberg haben diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, weit überdurchschnittlich viele Fehltage. 2022 waren es – bezogen auf 100 erwerbstätige DAK-Versicherte – 354 Fehltage, 106 Tage mehr als im Durchschnitt aller Branchen.
Psychisch bedingter Arbeitsausfall unter dem Bundesniveau
Insgesamt liegt Baden-Württemberg bei den psychisch bedingten Fehlzeiten um 18 Prozent unter dem Bundesniveau. „Die Beschäftigten bei uns im Südwesten sind insgesamt nicht so häufig und nicht so lange krank als im bundesweiten Durchschnitt“, so DAK-Landeschef Euerle. Mehr Infos unter www.dak.de/psychreport
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