2019 hatten bereits 36 % der 16- bis 17-Jährigen Erfahrungen mit Glücksspiel gesammelt. Unter anderem durch die Möglichkeiten des Online-Glücksspiels und die Verbreitung von Glücksspielelementen in digitalen Spielen und Social Media sind Kinder und Jugendliche zunehmend gefährdet. Foto: Юрий Маслов/stock.adobe.com
Aktionstag gegen Glücksspielsucht: Kinder brauchen starkes Hilfenetzwerk
In Deutschland gibt es etwa 37.500 bis 150.000 Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien. Eine Glücksspielsucht wirkt sich oft negativ auf das soziale Umfeld von Betroffenen aus, insbesondere auf Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien. Finanzielle Instabilität, emotionale Belastung und Unsicherheit gefährden die Kinder. Der diesjährige bundesweite „Aktionstag gegen Glücks-spielsucht“ am 27. September soll Bürger für das Thema sensibilisieren und betroffene Familien dazu ermutigen, sich professionelle Unterstützung zu suchen.
Dass Handlungsbedarf existiert, zeigt der Glücksspiel-Survey der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Demnach hatten 2019 bereits 50 % aller jungen Erwachsenen zwischen 18 und 20 Jahren Erfahrung mit Glücksspiel. Bei den 16- bis 17-Jährigen waren es 36 %. Durch die Möglichkeiten des Online-Glücksspiels, intensive Glücksspielwerbung, Wetten rund um den Sport sowie die Verbreitung von Glücksspielelementen in digitalen Spielen und Social Media sind Kinder und Jugendliche zunehmend gefährdet.
Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha betonte am 26. September in Stuttgart: „Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien benötigen speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Hilfe und ein starkes Unterstützungsnetzwerk. Die Prävention ist besonders wichtig, um diese Kinder vor den schwerwiegenden Auswirkungen der Glücksspielsucht von Eltern oder engen Bezugspersonen zu bewahren. Gemeinsam müssen wir ihre Zukunftschancen schützen und sicherstellen, dass sie die notwendige Unterstützung erhalten, um gesund und erfüllt aufwachsen zu können.“
Kinder begegnen speziellen Herausforderungen
Ist ein Familienmitglied von einer Glücksspielsucht betroffen, dann sind dessen Kinder in mehreren Bereichen gefährdet. Erstens sind sie einem erhöhten Risiko für finanzielle Instabilität ausgesetzt, da das Glücksspielverhalten eines Elternteils oft zu erheblichen finanziellen Verlusten führt. Sind grundlegende Bedürfnisse wie Unterkunft und Ernährung nicht gesichert, kann dies ihr Wohlbefinden stark beeinträchtigen.
Zweitens leiden sie unter einer andauernden emotionalen Belastung, da die Stimmung und das Verhalten ihrer betroffenen Eltern oft unberechenbar sind. Dies kann ihre psychische Gesundheit schwerwiegend beeinträchtigen und Traumata verursachen.
Drittens leben sie aufgrund der Sucht eines Familienmitglieds dauerhaft in unsicheren und instabilen Verhältnissen, was ihre Entwicklung und Zukunftschancen gefährden kann. „Es ist entscheidend, frühzeitig auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder einzugehen, um eine gesundheitsförderliche Umgebung für sie zu schaffen“, sagte Minister Lucha.
Prävention als entscheidendes Werkzeug
Durch gezielte präventive Maßnahmen können die Zukunftsaussichten für diese Kinder verbessert werden. Aufklärung kann ihnen dabei helfen, mit den Herausforderungen umzugehen. Darüber hinaus können Unterstützungsnetzwerke geschaffen werden, um den Kindern einen einfachen Zugang zum Hilfesystem zu ermöglichen.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg arbeitet aktuell an einer Online-Plattform für Kinder, deren Eltern von einer Suchterkrankung oder psychischen Erkrankung betroffen sind. Mithilfe dieses Angebots sollen Kinder schnell und einfach Hilfe in ihrer Umgebung finden können. Außerdem können Elternteile und Fachkräfte spezifische Angebote auf der Onlineplattform finden, um gegebenenfalls Kinder in entsprechende Hilfsangebote zu vermitteln.
Zudem informiert das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg über die Webseite http://www.spass-statt-sucht.de rund um das Thema Glücksspielsucht. Bürger, Betroffene sowie Angehörige finden hier allgemeine Informationen und erste Anlaufstellen für professionelle Unterstützung vor Ort. pm/DAK/tok
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