Gerade für jüngere Kinder ist es ratsam, beim Silvester-Feuerwerk einen Gehörschutz zu tragen, wenn in unmittelbarer Nähe Böller explodieren könnten. Die können nämlich lauter als ein Presslufthammer sein. Foto: Syda Productions/stock.adobe.com
Knalltrauma, Tinnitus, Hörverlust – Silvester-Böller bergen ein hohes Risiko
Böller und Knaller – zu Silvester lassen es Millionen von Menschen überall auf der Welt richtig krachen und begrüßen das neue Jahr mit Feuerwerk. Manche starten dabei auch mit einem hohen Risiko für ein Knalltrauma und schlimmeren Folgen für die Gesundheit ins neue Jahr.
Ab 125 Dezibel ist die Schmerzgrenze überschritten
Was manche beim Einsatz von Pyrotechnik unterschätzen: Ein Feuerwerkskörper kann eine Lautstärke von 140 Dezibel (dB) und mehr erreichen. Dies ist lauter als ein Presslufthammer. Explodiert beispielsweise ein Böller wenige Meter vom ungeschützten Ohr entfernt, ist das Risiko für ein Knalltrauma, einen Tinnitus und Hörverlust besonders hoch. „Bei Lautstärken ab etwa 85 Dezibel kann das Gehör Schaden nehmen. Ab 125 Dezibel ist die Schmerzgrenze überschritten“, sagt Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha).
Damit kein Knalltrauma oder ein irreversibler Gehörschaden entsteht, raten Hörakustiker zu Gehörschutz. „Ein einziger Knall kann ausreichen, um die feinen Haarsinneszellen im Ohr irreparabel zu schädigen. Darum ist es ratsam, das Gehör vor kurzen, lauten Schallimpulsen oder länger andauernder Lärmeinwirkung zu schützen“, erklärt Schmidt. Der Hörakustikmeister, der als Pädakustiker zusätzlich auf schwerhörige Kinder spezialisiert ist, weiß: „Insbesondere Kinder und junge Menschen können oft die Lautstärke und das Risiko nicht richtig einschätzen, das von Böllern, Knallern und Pyrotechnik für ihr empfindliches Gehör ausgeht. Sie gilt es, dafür zu sensibilisieren, um einer frühen Lärmschwerhörigkeit vorzubeugen.“
Gehörschutz tragen, Abstand halten
Schmidt empfiehlt: „Um sich vor Langzeitschäden am Gehör bestmöglich zu schützen, hilft es, in Situationen, wo Pyrotechnik gezündet wird, Gehörschutz zu tragen und möglichst Abstand zu halten.“
Im Gegensatz zu einfachen Einweg-Ohrstöpseln sitzt individuell angepasster Gehörschutz vom Hörakustiker optimal im Gehörgang, schirmt diesen vor Lärm sicher ab und ist mehrfach einsetzbar. Darin lassen sich Filter verbauen, die Lärm sicher ausblenden, aber Stimmen durchlassen. So bleibt eine Unterhaltung mit geschütztem Gehör möglich. Zudem ist für Kinder auch Kapselgehörschutz, sogenannte Micky-Mäuse, gut geeignet. Hörakustiker können zu den verschiedenen Gehörschutzlösungen kompetent beraten.
Viele Geräusche im Alltag gefährden das Gehör
Knalltrauma, Tinnitus, Schwerhörigkeit – nicht nur Silvesterböller sind Lärmquellen, die das Gehör gefährden können. Im Alltag gibt es viele Geräusche, die eine hohe Lautstärke erreichen. Düsenjet, Kettensäge, Live-Konzert: Bei Lautstärken ab 85 Dezibel kann das Gehör leiden. Die Einschätzung, was wie laut ist, fällt aber mitunter schwer. Das neue Video der Bundesinnung der Hörakustiker (biha) hilft bei der Einordnung. Darin werden beispielhaft typische Lärm- und Geräuschquellen einem Lautstärkebereich zugeordnet.
„Als Lärm empfinden wir vor allem unerwünscht laute Geräusche. Die subjektive Wahrnehmung von Lautstärke kann aber täuschen. Ein Düsenjet wird beispielsweise meist einhellig als ohrenbetäubender Krach empfunden, die dröhnenden Beats der Lieblingsmusik in gleicher Lautstärke aber von manchen durchaus als angenehm“, erklärt Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Fakt ist: Lärm ist eine häufige Ursache für Hörschädigungen.
Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit über 7200 Hörakustiker-Betrieben und etwa 18.000 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk bereits circa 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit modernsten Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Die Versorgungsqualität im Bereich von Hörsystemen ist in Deutschland sehr gut, das bestätigt die größte jemals von gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durchgeführte Versichertenbefragung zur Hörsystemversorgung in Deutschland. Rund 90 Prozent der Versicherten waren „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit der individuellen Versorgungssituation. Und das unabhängig davon, ob der Versicherte eine mehrkostenfreie Versorgung gewählt oder eine private Zuzahlung geleistet hat.
Weitere Informationen zum Thema Lärm und Gehörschutz gibt es auf der Service-Website www.richtig-gut-hoeren.de. Über die Website www.hoerakustiker-suche.de findet man Hörakustikerinnen und Hörakustiker in Wohnortnähe.