Kleine Kinder und ältere Menschen reagieren empfindlicher auf Flüssigkeitsverlust, vor allem durch Schwitzen. Bei Senioren macht der Anteil von Flüssigkeit am Körpergewicht nur 60 Prozent aus. Foto: Ermolaev Alexandr/stock.adobe.com

Bei Hitze „über den Durst trinken“: Wassermangel verstärkt Demenz-Erscheinungen

Mit den steigenden Temperaturen erhöht sich für ältere und kranke Menschen das Risiko, einen schwerwiegenden Flüssigkeitsmangel zu erleiden. Bei Menschen, die an einer Demenzerkrankung leiden, wie beispielsweise Alzheimer, ist dieses Risiko umso höher, da ihnen nach und nach die geistigen und körperlichen Fähigkeiten verloren gehen, die für die Nahrungs- und Getränkeaufnahme notwendig sind. Sie vergessen oder verweigern schlicht das Trinken.

„Besonders diejenigen laufen Gefahr zu dehydrieren, die nicht in einem pflegerischen Umfeld leben, sondern ihren Alltag noch weitgehend allein bestreiten“, so Dr. Stefan Koch vom Forum Trinkwasser e.V.

Aus Kopfschmerzen wird Verwirrtheit

Sinkt aber die Wassermenge im Körper, die zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen notwendig ist, kommt es zu schwerwiegenden Folgen. Schon eine Unterversorgung von zwei Prozent kann zu Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsstörungen führen. Sinkt der Wassergehalt im Körper um mehr als fünf Prozent, kommt es zu Verwirrtheit, Desorientierung und einer Einschränkung der kognitiven Leistungen.

Da diese Symptome gemeinhin auch in der Demenz auftreten, werden sie oft fälschlicherweise der Krankheit zugeschrieben, obwohl sie diese tatsächlich nur verstärken.

Trinkprotokoll kann helfen

Dr. Stefan Koch vom Forum Trinkwasser betont, wie wichtig es deshalb für Angehörige und Betreuende ist, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und diese mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen. „Das kann das Färben von Getränken mit Trauben- oder Holundersaft sein, je nach Geschmackspräferenzen auch das Süßen, das Orientieren an den Vorlieben des Kranken, auch wenn sie nicht in das gewohnte Mahlzeitenschema passen, das Führen eines Trinkprotokolls, aber vor allem auch gemeinsames Essen und Trinken mit ausreichend Zeit.“

Da im Alter auch das spontane Durstgefühl nachlässt, lautet eine der goldenen Regeln „Trinken Sie über den Durst“. In Einrichtungen wie Heimen oder Krankenhäusern wird regelmäßig zum Trinken animiert und anhand von Trinkplänen die Flüssigkeitsaufnahme auch kontrolliert.

Ältere Autofahrer sollten ebenfalls ein Prinzip der Regelmäßigkeit pflegen, nämlich alle zwei Stunden eine Pause zum Abkühlen und Trinken einlegen. Dies ist umso wichtiger, da die fehlende Wärmeabgabe im überhitzten Auto fatale Folgen für Reaktionsvermögen und Körperkreislauf hat.

Flüssigkeitsverlust und Durst

Kleine Kinder und ältere Menschen reagieren empfindlicher auf Flüssigkeitsverlust, vor allem durch Schwitzen. Bei Senioren macht der Anteil von Flüssigkeit am Körpergewicht nur 60 Prozent aus. Bei großer Hitze gehen mit dem Körperwasser immer auch Natrium, Magnesium und Calcium mit verloren. Und zwar vor allem aus den Körperzellen einschließlich Nervengewebe. Diese trocknen dann regelrecht aus.

Man wird dadurch müde und matt, die Reaktionsfähigkeit lässt nach, was unter anderem im Straßenverkehr riskant ist. Im Extremfall kann es zu regelrechten Verwirrtheitszuständen kommen. Aber auch das Herzkreislaufsystem ist gefährdet durch ein Versacken des Blutes mit Blutdruckabfall und durch Eindicken des Blutes mit Thrombose und Embolie.

Warme oder kalte Getränke

Kalte und eiskalte Getränke belasten den Körper deutlich mehr als wohltemperierte oder warme, denn er muss viel Energie aufbringen, um die Temperatur zu regulieren. Als Folge schwitzen wir noch mehr. Dadurch werden zusätzliche Kalorien verbrannt, mit dem Effekt, dass zusätzliche Körperwärme entsteht. Extrem kalte Getränke können außerdem zu Magenproblemen und Unwohlsein führen. Deshalb der Hinweis: Auch warmer Pfefferminztee kann erfrischen und die Blutgefäße in Magen und Darm erweitern, sodass der Tee besser und schneller als kalte Getränke ins Blut gelangen kann. pm