Eine schwedische Studie hat im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht, ob eine bariatrische Operation bei schwer adipösen Jugendlichen sinnvoll ist. Foto: Krakenimages.com/stock.adobe.com
Studie: Chirurgischer Eingriff bei Jugendlichen mit schwerer Adipositas zeigt Erfolge
Schwere Adipositas bei Jugendlichen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die aktuelle und zukünftige Gesundheit. Zur Eindämmung dieses Problems wird die metabolische und bariatrische Chirurgie (MBS) international zunehmend auch bei Jugendlichen eingesetzt.
Eine aktuelle Studie aus Schweden hat nun die Veränderungen des BMI sowie sekundäre Gesundheits- und Sicherheitsergebnisse nach einer MBS bewertet, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.
Adipositaschirurgie vs. konservative Behandlung
Bei der Studie Adolescent Morbid Obesity Surgery 2 (AMOS2) handelte es sich um eine randomisierte, offene, multizentrische Studie, die an drei Universitätskliniken in Schweden (Stockholm, Göteborg und Malmö) durchgeführt wurde. Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren mit einem BMI von mindestens 35 kg/m2, die seit mindestens einem Jahr in Behandlung wegen Adipositas waren, wurden randomisiert (1:1) entweder einer MBS oder einer intensiven, nicht-chirurgischen Behandlung zugeteilt.
Vor der Behandlung hatten die Jugendlichen eine Beurteilung durch einen Kinderpsychologen und einen Kinderarzt absolviert und ein Tanner-Pubertätsstadium von mindestens 3 erreicht. Ausschlusskriterien waren monogene oder syndromale Adipositas, schwere psychiatrische Erkrankungen und regelmäßiges selbstinduziertes Erbrechen. Eine Gruppe wurde einem MBS (hauptsächlich Magenbypass-Operationen) unterzogen, während die andere Gruppe eine intensive nicht-chirurgische Behandlung erhielt, beginnend mit einer achtwöchigen kalorienarmen Diät. Der primäre Endpunkt war der BMI nach zwei Jahren.
Adipositaschirurgie bei Jugendlichen wirksam und sicher
Zwischen dem 27. August 2014 und dem 7. Juni 2017 wurden 500 Probanden gescreent. 450 Teilnehmer wurden ausgeschlossen, von den 50 verbleibenden Teilnehmern wurden randomisiert 25 (19 Frauen und 6 Männer) der MBS-Gruppe und 25 (18 Frauen und 7 Männer) einer intensiven nicht-chirurgischen Behandlung zugewiesen. Drei Teilnehmer (einer in der MBS-Gruppe und zwei in der intensiven nicht-chirurgischen Behandlungsgruppe) nahmen nicht an der zweijährigen Nachbeobachtung teil. Insgesamt konnten 47 Teilnehmer (94 %) hinsichtlich des primären Endpunkts bewertet werden.
Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 15,8 Jahre (SD 0,9) mit einem mittleren BMI zu Studienbeginn von 42,6 kg/m2 (SD 5,2). Nach zwei Jahren betrug die BMI-Veränderung -12,6 kg/m2 (n = 24) bei Jugendlichen, die sich einer MBS (Roux-en-Y-Magenbypass: n=23; Schlauchmagen: n=2) unterzogen. Bei den Teilnehmern der intensiven nicht-chirurgischen Behandlungsgruppe (n = 23) betrug die Veränderung -0,2 kg/m2. Die Gewichtsänderungen der Gruppen unterschieden sich signifikant. Fünf Patienten (20 %) in der intensiven nicht-chirurgischen Gruppe ließen im zweiten Jahr eine MBS durchführen.
Unerwünschte Ereignisse (n = 4) nach einer MBS waren mild, beinhalteten jedoch eine Cholezystektomie. Nach zwei Jahren wiesen die chirurgischen Patienten eine Verringerung der Knochenmineraldichte auf, bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe wurde keine solche Veränderung beobachtet. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf Vitamin- und Mineralstoffspiegel, gastrointestinale Symptome (außer weniger Reflux in der chirurgischen Gruppe) oder in Bezug auf die psychische Gesundheit beim Zwei-Jahres-Follow-up.
Chirurgischer Eingriff bei schwerer Adipositas sinnvoll
Die metabolische und bariatrische Chirurgie (MBS) zeigte sich in dieser Studie als eine wirksame und gut verträgliche Behandlung für Jugendliche mit schwerer Adipositas. Während des Nachbeobachtungszeitraums von zwei Jahren kam es zu einem erheblichen Gewichtsverlust und zu Verbesserungen der metabolischen Gesundheit und der körperlichen Lebensqualität. Laut der Studienautoren sollte demnach eine MBS bei Jugendlichen mit schwerer Adipositas in Betracht gezogen werden. DGP