Das RS-Virus ist besonders für Neugeborene und Säuglinge wegen ihrer kleinen Atemwege und des noch nicht ausgereiften Immunsystems gefährlich und kann zu schweren Atemwegserkrankungen führen. In Deutschland müssen jedes Jahr rund 23.000 Säuglinge wegen RSV im Krankenhaus behandelt werden. Foto: zilvergolf/stock.adobe.com

Ausblick auf die nächste RSV-Saison: Impfung der Mutter schützt bereits Neugeborene

Im Sommer ist das Risiko einer Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) vermeintlich gering. Doch auch wenn die diesjährige RSV-Saison bereits Ende April offiziell geendet hat, ist es für werdende Mütter auch in den Sommermonaten wichtig, an einen Schutz für ihr Baby zu denken. Denn spätestens mit Beginn der kalten Jahreszeit steigt die Infektionsgefahr erneut.

Und: Im ersten Lebensjahr erkrankt mehr als die Hälfte aller Kinder an RSV und bis zum zweiten Geburtstag hat sich sogar nahezu jedes Kind schon einmal mit dem Virus angesteckt. Das Risiko für einen schweren Verlauf RSV-assoziierter Erkrankungen ist in den ersten sechs Lebensmonaten am größten. Diese vulnerable Zeit überlappt fast immer mit einem Teil der RSV-Saison.

Es ist daher wichtig, auch außerhalb der Wintermonate schon vorsorgend an den Schutz von Kindern vor RSV zu denken. Prof. Dr. med. Holger Stepan, Leiter der Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig, empfiehlt daher allen werdenden Müttern, die RSV-Vorsorge für ihr Baby wahrzunehmen. Als Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiß er, wie Eltern ihre Neugeborenen schützen können.

RS-Virus greift die Atemwege der Säuglinge an

Das RS-Virus ist besonders für Neugeborene und Säuglinge wegen ihrer kleinen Atemwege und des noch nicht ausgereiften Immunsystems gefährlich und kann zu schweren Atemwegserkrankungen führen. In der vergangenen RSV-Saison von November 2024 bis April 2025 wurden hohe Fallzahlen verzeichnet: Bundesweit wurden seit November 2024 in allen Altersgruppen insgesamt 68.000 Fälle gemeldet. „Im Hinblick auf die verbesserten Möglichkeiten zum Schutz von Neugeborenen ist die Menge der gemeldeten Infektionen immer noch zu hoch“, so Stepan.

RSV ist einer der häufigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Typische Symptome einer RSV-Infektion sind zunächst klassische Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und Fieber. Bei schweren Verläufen kann es auch zur Bronchiolitis oder Lungenentzündung kommen, mit Symptomen wie Kurzatmigkeit oder Atemnot.

Spätestens dann, wenn ein pfeifendes Atemgeräusch hörbar wird, sind häufig Maßnahmen wie eine Sauerstoffbehandlung im Krankenhaus erforderlich. In Deutschland müssen jedes Jahr rund 23.000 Säuglinge wegen RSV im Krankenhaus behandelt werden. Dabei können lediglich die Symptome gelindert werden.

RSV-Impfung der Mutter schützt Babys in den ersten sechs Monaten

„Bereits im ersten Lebensjahr infizieren sich etwa 50 bis 70 Prozent der Kinder mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus. Vor allem Neugeborene sind nach einer Ansteckung oft von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Um diese Gefahr für die Kleinsten zu senken, müssen wir das breite Vorsorgeangebot voll ausschöpfen“, sagt Stepan.

Dabei geht das so einfach und sicher: „Neben der passiven Immunisierung des Säuglings mit RSV-Antikörpern in den Wochen und Monaten nach der Geburt, können Mütter ihr Neugeborenes bereits ab dem ersten Atemzug vor RSV schützen, wenn sie sich in der Schwangerschaft selbst impfen lassen.“

Die sogenannte maternale Immunisierung, eine Impfung der Schwangeren, ist eine Möglichkeit des Schutzes. Dabei gehen die durch die Impfung der werdenden Mutter gebildeten Antikörper durch die Plazenta in das Blut des ungeborenen Kindes über. Der so erworbene Nestschutz kann das Baby ab dem ersten Atemzug für etwa 6 Monate vor RSV schützen und hilft, die Zeit zu überbrücken, in der das Immunsystem des Babys reift. Die RSV-Impfung der Schwangeren kann zwischen Schwangerschaftswoche 24 und 36 durchgeführt werden.

Impfungen in der Schwangerschaft als Beitrag zur Kindergesundheit

Werdende Mütter können sich bis etwa einen Monat vor der Geburt gegen RSV impfen lassen. Grundsätzlich gilt: „Eine Schwangerschaft sollte nicht als Hindernis für Impfungen angesehen werden – ganz im Gegenteil. Für eine ausführliche Beratung sind Gynäkologinnen und Gynäkologen die optimale Anlaufstelle“, betont Stepan.

Schwangere erhalten seit Jahren verschiedene Impfstoffe, die sich sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Kind als sicher erwiesen haben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt werdenden Müttern beispielsweise explizit die Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis), die ebenfalls auf dem Prinzip der maternalen Immunisierung beruht und das Baby in den ersten Lebensmonaten vor der Krankheit schützen kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) spricht sich mit mehreren perinatologischen Fachgesellschaften – darunter die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin – und Arbeitsgemeinschaften sowie dem Berufsverband der Frauenärzte für die RSV-Impfung von Schwangeren aus. Obwohl die maternale RSV-Impfung noch keine Pflichtleistung ist, erstatten bereits über 30 Krankenkassen auf freiwilliger Basis die Kosten für ihre Versicherten. Schwangere sollten sich direkt bei ihrer Krankenkasse informieren.    pm

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