In größeren Unternehmen (ab 200 Mitarbeitenden) sehen über 50 % der Führungskräfte eine Zunahme psychischer Belastungen in der Belegschaft. In Unternehmen mit weniger als 200 Mitarbeitenden sind es nur 39,9 %. Foto: kai/stock.adobe.com

Jede zweite Führungskraft im Mittelstand nimmt Zunahme psychischer Belastungen wahr

Die psychischen Belastungen der Beschäftigten im Mittelstand haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das ist die Wahrnehmung jeder zweiten Führungskraft (48,2 %) und eines der zentralen Ergebnisse einer Studie des Marktforschungsinstitut Innofact AG und der ias Stiftung unter 303 Geschäftsführern, Managern und Führungskräften aus mittelständischen Unternehmen in Deutschland (10 bis 5000 Mitarbeitende).

In größeren Unternehmen mehr Belastungen für Führungskräfte

In größeren Unternehmen (ab 200 Mitarbeitenden) sehen über 50 % der Führungskräfte eine Zunahme psychischer Belastungen in der Belegschaft. In Unternehmen mit weniger als 200 Mitarbeitenden sind es nur 39,9 %. Insbesondere weibliche Führungskräfte haben ein Radar für psychische Belastungen. Von ihnen nehmen knapp zwei von drei Befragten (58,5 %) eine Zunahme der Belastungen wahr, bei männlichen Führungskräften sind es nur 41,1 %.

Festmachen lässt sich dieser Eindruck laut Führungskräften insbesondere an hohen Fehlzeitquoten, Unzufriedenheiten in der Belegschaft und Konflikten in den Teams. Aus Sicht der Befragten nehmen die Belastungen vor allem durch den Anstieg des Arbeitspensums (52,7 %), zunehmenden Leistungsdruck (49,3 %), Fachkräftemangel (45,9 %) und ständige Veränderungsprozesse (39,7 %) zu.

Gesunde Führungskräfte, kranke Mitarbeitende?

Die Selbstwahrnehmung der Führungskräfte fällt hingegen weitestgehend positiv aus. So schätzen 84,2 % der Befragten ihre eigene mentale Gesundheit als mindestens stabil ein. Bei der Einschätzung ihrer Teams zeigt sich jedoch ein durchwachseneres Bild: Etwa 30 Prozent beurteilen die mentale Gesundheit ihrer Teammitglieder als weder eindeutig stabil noch eindeutig belastet. Entsprechend schätzen nur etwas mehr als zwei Drittel die mentale Gesundheit ihrer Teams (69,6 %) als mindestens stabil ein.

Um psychischen Belastungen im Team entgegenzuwirken und ihre Mitarbeitenden mental zu unterstützen, haben Arbeitgeber vielfältige Möglichkeiten. „Mentale Gesundheit ist ein zentraler Erfolgsfaktor, besonders im Mittelstand. Unsere Studie belegt: Drei von vier Befragten sehen einen starken Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden und ihrer Zufriedenheit sowie der Produktivität des Unternehmens. Arbeitgeber haben zahlreiche Möglichkeiten, hier aktiv zu unterstützen – etwa durch Employee Assistance Programme, Stressmanagement-Angebote oder Schulungen zur mentalen Gesundheit für Mitarbeitende und Führungskräfte. Jede Investition in psychische Gesundheit stärkt sowohl die Menschen als auch das Unternehmen“, sagt Dr. Alexandra Schulz-Wrusch, Sprecherin des Vorstands der ias Stiftung und Fachärztin für Arbeitsmedizin.

Mentale Gesundheit ist keine Privatsache (mehr)

Die Ergebnisse der Studie machen auch deutlich: Mentale Gesundheit wird längst nicht mehr als reine Privatsache gesehen. Nur 9,6 % der befragten Führungskräfte sind der Auffassung, dass der Arbeitgeber sich nicht in Belange der mentalen Gesundheit einmischen soll. Eine klare Mehrheit von 89 % erwartet, dass Arbeitgeber in bestimmten Fällen Unterstützung leisten.

Davon sprechen sich 23,8 % für eine aktive Rolle der Unternehmen aus, während 28,1 % es bevorzugen, dass Unterstützung auf Initiative der Beschäftigten hin erfolgt. 37 % sehen mentale Gesundheit zwar überwiegend als private Angelegenheit, halten jedoch eine Unterstützung durch den Arbeitgeber in Ausnahmefällen für sinnvoll. Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig es ist, dass Unternehmen ihrer Verantwortung in diesem Bereich nachkommen.    pm