Ungeimpfte Senioren müssen bei einer RSV-Infektion mit schweren Lungenproblemen rechnen. Mögliche Folge sind dann Einweisungen ins Krankenhaus, Aufenthalte in der Intensivstation oder die künstliche Beamtung. Foto: lorenzophotoprojects/stock.adobe.com

Risiken für Ältere: Start der RSV-Saison mit Atemnot, Lungenentzündung und Klinikaufenthalt

Der Herbst ist da – und mit ihm beginnt die Hochsaison des hochansteckenden Respiratorischen Synzytial-Virus (kurz RSV). Der Atemwegserreger kann vor allem ältere und vorerkrankte Menschen schwer treffen. Facharzt Prof. Dr. Tino F. Schwarz rät daher dringend, vorzubeugen und die verfügbare Impfung zu nutzen.

Prävention gegen Atemnot

„Prävention ist das A und O“, betont der Experte. Bei Atemwegsinfekten denken viele Menschen an Grippe- und Coronaviren als mögliche Auslöser. Doch auch der Atemwegserreger RSV ist in den kühleren Monaten ein häufiger Grund für Erkrankungen der Atemwege. „Das Virus ist in der Bevölkerung wenig bekannt – aber in der Realität ein häufiges Problem“, erklärt Schwarz, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie aus Würzburg.

Denn: Nach einer Ansteckung mit dem Virus bleibt es nicht immer bei erkältungsähnlichen Beschwerden wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Besonders bei Menschen ab circa 60 Jahren, aber auch Personen mit bestimmten Vorerkrankungen sind ernstere Verläufe möglich. Dann drohen schwerwiegende Symptome wie Atemnot.

Geschwächtes Immunsystem im Alter – diese Folgen drohen

„Das Immunsystem wird mit zunehmendem Alter schwächer – und genau deshalb verlaufen RSV-Infektionen bei Älteren oft deutlich schwerer“, erklärt Prof. Dr. Schwarz. Das Tückische am Virus: RSV könne dazu führen, dass Zellen in der Lunge verklumpen, verschmelzen und in der Folge die Atemwege verstopfen. Der Experte betont: „Wenn Luftnot besteht, ist Gefahr im Verzug. Dann braucht es eine stationäre Überwachung.“ Komplikationen wie eine Lungenentzündung, aber auch eine Verschlechterung von bestehenden Vorerkrankungen wie Asthma oder einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) seien keine Seltenheit.

„Viele Patienten landen im Krankenhaus, weil sich eine COPD oder Asthma durch die RSV-Infektion dramatisch zuspitzt“, berichtet der Experte. Eine Untersuchung zeigt: In Deutschland führt rund jede vierte diagnostizierte RSV-Infektion bei Erwachsenen ab 60 Jahren zu einem Krankenhausaufenthalt. Viele RSV-bedingte Krankenhausfälle werden laut Prof. Dr. Schwarz aber gar nicht erfasst, etwa weil Betroffene nicht immer auf den Erreger hin untersucht werden.

Nach einem Krankenhausaufenthalt könne die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein. Der Facharzt erläutert: „Es braucht oft eine Weile, bis sich Betroffene von der Infektion erholen.“

Therapie stößt an Grenzen – Vorsorge ist entscheidend

Eine spezifische RSV-Therapie existiert bislang nicht. „Wir können die Symptome lindern, aber es gibt keine Tabletten gegen RSV“, mahnt Prof. Dr. Schwarz. Umso erfreulicher sei es, dass es Möglichkeiten zur Vorsorge gäbe. „Prävention ist das A und O. Darauf müssen wir den Fokus legen“, betont der Experte. Für Erwachsene stehen aktuell drei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die RSV-Impfung für alle Menschen ab 75 Jahren sowie für Erwachsene zwischen 60 und 74 Jahren, die mit einer schweren Vorerkrankung oder in einer Pflegeeinrichtung leben. Die Impfung könne vor einer Infektion, vor allem aber vor schweren Erkrankungen der unteren Atemwege schützen. Zum optimalen Zeitpunkt ergänzt Prof. Dr. Schwarz: „Ideal ist die Impfung vor der Saison, aber es spricht aktuell nichts dagegen, ganzjährig zu impfen. Das geht jederzeit.“ Älteren Menschen rät er, in der Hausarztpraxis gezielt mögliche Schutzoptionen anzusprechen.

„Ich bekam kaum noch Luft“ – Erfahrungsbericht einer 66-jährigen Betroffenen

Wie einschneidend sich eine RSV-Infektion im Alter anfühlen kann, zeigt der Fall der 66-jährigen Asthmatikerin Jutta B. aus München. Sie kämpfte vor allem mit einem Husten, der einfach nicht aufhören wollte. Es brodelte in den Bronchien. „Ich habe die Infektion als sehr bedrohlich erlebt. Ich bekam kaum noch Luft und hatte Sorge zu ersticken“, berichtet Jutta B.

Auch Wochen nach der akuten Phase sind die Folgen der Atemwegsinfektion für die Betroffene noch spürbar: „Bei Anstrengung bin ich schneller kurzatmig und muss häufiger eine Pause machen.“ Ihr Wunsch: „Jeder sollte wissen, was RSV ist und wie man sich davor schützen kann.“   pm

Quelle: GSK / Foto: Berit Kessler/stock.adobe.com / Grafik: Kurtz – KI-generiert

FAQ

RSV steht für Respiratorisches Synzytial-Virus und benennt ein ansteckendes Virus, das die oberen und unteren Atemwege befällt. Zu den oberen Atemwegen zählen unter anderem Nase, Nasennebenhöhlen und Rachenraum. Die unteren Atemwege umfassen zum Beispiel Bronchien und Lunge. RSV ist weltweit verbreitet und Infektionen mit dem Virus sind in jedem Lebensalter, auch wiederholt, möglich.

In der Wintersaison 2023/2024 war das Virus einer der Hauptauslöser von Atemwegsinfektionen. Im Durchschnitt waren zwischen den Saisons 2014/2015 und 2022/2023 in der Altersgruppe 60 plus pro Saison 331.000 RSV-Fälle zu beobachten. Hierzulande führt sogar eine von vier diagnostizierten RSV-Infektionen bei Erwachsenen über 60 zu einem stationären Krankenhausaufenthalt. Die RSV-Saison erstreckt sich in der Regel von Oktober bis März.

Nach einer Infektion mit RSV ist der Körper dem Virus gegenüber nicht anhaltend immun. Im Laufe des Lebens kommt es häufig zu erneuten Infektionen.

Eine RSV-Infektion verursacht in der Regel leichte erkältungsähnliche Symptome wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen, kann aber auch symptomfrei verlaufen. Vor allem bei Säuglingen, älteren Erwachsenen, immungeschwächten Menschen und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen sind jedoch schwere Erkrankungen wahrscheinlicher. Es kann zu Komplikationen wie einer Bronchiolitis (Entzündung der kleinen Atemwege in der Lunge) oder einer Lungenentzündung kommen. Diese Erkrankungen können lebensbedrohlich sein und eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich machen.

Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko, schwer an einer RSV-Infektion zu erkranken. Dazu zählen unter anderem Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge und Kinder mit schweren Vorerkrankungen. Aber auch ältere Erwachsene ab circa 60 Jahren und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sind besonders gefährdet.

RSV-Infizierte aus den unten genannten Gruppen müssen mitunter häufiger im Krankenhaus behandelt werden. Einige sterben sogar. Wichtig zu wissen: Eine RSV-Infektion kann nicht nur einen gefährlichen Krankheitsverlauf zur Folge haben, sondern auch bestehende Vorerkrankungen wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Herzschwäche und Asthma verschlimmern.

Diese Vorerkrankungen erhöhen bei Älteren das Risiko für eine schwere RSV-Infektion:

  • Chronische Erkrankungen der Atmungsorgane wie Asthma und COPD
  • Chronische Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen
  • Chronische neurologische Erkrankungen (Erkrankungen des Gehirns und Nervensystems)
  • Chronische neuromuskuläre Erkrankungen (Erkrankungen, die die Muskeln und ihre Nerven betreffen)
  • Chronische hämatoonkologische Erkrankungen (Krebserkrankungen, die das blutbildende System betreffen)
  • Diabetes mellitus
  • Angeborene oder erworbene Immundefizienz

Es gibt gleich mehrere Gründe, warum ältere Erwachsene ein erhöhtes Risiko für Komplikationen nach einer RSV-Infektion haben. Einer davon: Mit zunehmendem Alter ist das Immunsystem weniger leistungsfähig, was als Immunoseneszenz bezeichnet wird. Ältere Menschen sind außerdem häufiger von chronischen Vorerkrankungen betroffen oder nehmen Medikamente ein, die das Immunsystem zusätzlich schwächen können. Hinzu kommt, dass ältere Menschen in der Regel eine schwächere Atemmuskulatur und ein schwächeres Zwerchfell haben, was die Ausdehnung der Lunge einschränken und damit die Atmung bei einer RSV-Infektion zusätzlich erschweren kann. Untersuchungen zeigen zudem, dass eine RSV-Infektion langfristig erhebliche Auswirkungen auf die Konstitution und die Lebensqualität älterer Erwachsener (ab 60 Jahren) haben kann. Kognitive und physische Einschränkungen von Alltagsaktivitäten wie Einkaufen oder Kochen oder eine erhöhte Pflegebedürftigkeit sind mögliche Folgen.

RSV wird von Mensch zu Mensch übertragen – in erster Linie durch Tröpfchen und Partikel, die in die Luft gelangen. Auch beim Kontakt mit Oberflächen und Gegenständen wie Türklinken, auf denen das Virus anheftet, ist eine Übertragung möglich. Nehmen die Hände das Virus dort auf und berühren Nase, Mund oder Augen, kann es zur sogenannten Schmierinfektion kommen. Zwischen dem Zeitpunkt der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung vergehen durchschnittlich fünf Tage.  Mit RSV infizierte Personen können das Virus schon einen Tag nach der Ansteckung und bevor sie Symptome zeigen übertragen. Erkrankte sind in der Regel drei bis acht Tage ansteckend.

Bislang gibt es keine Therapie, mit der sich eine RSV-Infektion bekämpfen lässt. Ärzte raten unter anderem dazu, viel zu trinken. Das Ziel: Der Schleim soll flüssiger werden und sich leichter abhusten lassen. Nasenspülungen und Nasentropfen können ebenfalls dazu beitragen, die Nasenatmung zu erleichtern. Bei schweren Verläufen ist unter Umständen ein Krankenhausaufenthalt nötig. Betroffenen wird bei Bedarf Sauerstoff verabreicht oder sie werden künstlich beatmet. 

Da unter anderem Infektionen mit Grippe- und Coronaviren ähnliche Beschwerden wie Infektionen mit RSV hervorrufen können, ist eine Laboruntersuchung zur sicheren Diagnose nötig. Mediziner oder medizinisches Personal können über einen Nasenrachenabstrich Sekret entnehmen und es mithilfe eines sogenannten PCR-Tests auf RSV hin untersuchen. Auch ein Antigen-Schnelltest ist möglich. Dieser Test ist aber nicht so verlässlich. Weniger üblich sind Antikörpernachweise. Aktuell testen Ärzte Personen mit Atemwegserkrankungen nicht routinemäßig auf RSV. Aus diesem Grund und aufgrund des oft symptomlosen Verlaufs ist die Erkrankung vermutlich unterdiagnostiziert.

Bei Nachweis einer RSV-Infektion besteht für Ärzte seit Juli 2023 eine Meldepflicht. 

Es gilt, engen Kontakt zu Erkrankten zu vermeiden, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen und Augen, Nase und Mund nicht mit ungewaschenen Händen zu berühren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer Impfung, um das Risiko für einen schweren Verlauf zu minimieren. Aktuell gibt es drei Impfstoffe, unter anderem für ältere Erwachsene ab 60 Jahren. Zudem können Mütter in der Schwangerschaft eine Impfung erhalten, um das Neugeborene vor dem Virus zu schützen. Eine weitere Schutzoption für Säuglinge sind bestimmte Medikamente, sogenannte monoklonale Antikörper.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die RSV-Impfung mit einem proteinbasierten oder mRNA-RSV-Impfstoff allen Menschen ab 75 Jahren sowie Personen von 60 bis 74 Jahren, die mit einer schweren Vorerkrankung oder in einer Pflegeeinrichtung leben. Für die Impfung von Schwangeren liegt derzeit keine Empfehlung der STIKO vor. Die passive Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern hingegen wird von der STIKO für alle Neugeborenen und Säuglinge empfohlen.

Gemäß der STIKO-Empfehlung der RSV-Impfung für Menschen ab 75 Jahren und für Personen von 60 bis 74 Jahren, die mit einer schweren Vorerkrankung oder in einer Pflegeeinrichtung leben, haben diese Personengruppen einen Leistungsanspruch gegenüber ihrer gesetzlichen Krankenkasse. Bei gesetzlich Versicherten erfolgt die Erstattung automatisch über die Versichertenkarte. Private Krankenversicherungen übernehmen in der Regel ebenfalls die Kosten.    pm

Info

Diese RSV-Fakten sind von GSK zusammengestellt worden. GSK ist ein globales Biopharma-Unternehmen, das Wissenschaft, Technologie und Talent vereint, um Krankheiten gemeinsam voraus zu sein. Weitere Informationen unter: www.rsv-schutz.de