Ein MRT ist die wichtigste Untersuchungsmethode, um Multiple Sklerose zu erkennen, da sie entzündliche Herde (Läsionen) im Gehirn und Rückenmark sichtbar macht, die für die Erkrankung typisch sind. Foto: New Africa/stock.adobe.com

Experten am Lesertelefon: Ein neuer Blick auf Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) gilt wegen der Vielfalt ihrer Symptome als Krankheit der 1000 Gesichter. Eines ist allen Fällen von MS gemeinsam: das eigene Immunsystem greift irrtümlich die Ummantelung der Nervenzellen an. Je nachdem, welche Bereiche betroffen sind, können die Symptome an sehr unterschiedlichen Stellen im Körper auftreten. An den genauen Ursachen wird intensiv geforscht, doch bis heute ist MS nicht heilbar – wohl aber immer besser behandelbar.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der überwiegende Anteil des Voranschreitens bei MS, der sogenannten Progression, unabhängig von den für die Erkrankung typischen Krankheitsschüben abläuft. Ursächlich für diese Verschlechterungen sind chronisch schwelende Entzündungen im zentralen Nervensystem. Was dies für den Krankheitsverlauf und die Behandlung bedeuten kann, erfahren Vital-Region-Leser von Experten in der Lesertelefon-Aktion SPRECHZEIT.

Ungewisse Prognose belastetet Betroffene

Mehr als 280.000 Menschen in Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft in Deutschland (DMSG) mit Multipler Sklerose – und jährlich werden etwa 15.000 neu diagnostiziert. Frauen erkranken laut der DMSG etwa doppelt so häufig wie Männer. Die Diagnose MS bedeutet auch deshalb eine große Belastung, weil sich der mögliche Verlauf und der Schweregrad kaum vorhersehen lassen.

In vielen Fällen verläuft eine MS-Erkrankung zunächst schubförmig. Von einem Schub ist die Rede, wenn sich Symptome plötzlich verstärken oder neue Symptome auftreten, ohne dass zum Beispiel eine Infektion oder andere äußere Umstände als Ursache in Frage kommen. In der Regel bilden sich die Symptome wieder zurück, sie können jedoch auch zu einer dauerhaften Verschlechterung in Form von Behinderungen führen.

Ursächlich für die Entstehung von Schüben sind akute Entzündungsprozesse. Sie können mithilfe moderner Therapieoptionen häufig bereits gut behandelt werden.

Chronisch schwelender Entzündungsprozess im Fokus

Schübe bestimmen allerdings nicht allein das Erkrankungsgeschehen. Neue Erkenntnisse lenken den Blick vermehrt auf einen zweiten Entzündungsprozess, der eine Progression der Erkrankung unabhängig von Schüben zur Folge haben kann: den chronisch schwelenden Entzündungsprozess.

Besonders deutlich wird dies im Verlauf einer sekundär progredienten MS (SPMS), die sich aus der schubförmigen MS entwickeln kann. Die Schübe werden seltener, aber es kommt weiterhin zu einer Verschlechterung der Symptome bei den Betroffenen.

Mögliche Symptome, die auf den chronisch-schwelenden Entzündungsprozess hindeuten, sind zum Beispiel Gleichgewichts-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Blasenfunktionsstörungen oder anhaltende Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf (Fatigue). Da sich solche Symptome oft schleichend entwickeln, werden sie häufig übersehen oder zu spät bemerkt. Ein wachsames Auge und ein regelmäßiger Austausch mit behandelnden Neurologen sind wichtig, um Veränderungen im Krankheitsgeschehen zu dokumentieren. Therapien, die gezielt auf den chronisch schwelenden Prozess wirken, sind derzeit noch in der Entwicklung.

Was tun gegen das Fortschreiten von MS?  

Wann spricht man von einer MS-Progression? Kann man die Ursache der schwelenden Entzündungsprozesse behandeln oder nur die Symptome? Und wie lässt sich die Lebensqualität im Alltag verbessern? Antworten zu Fragen rund um das Entzündungsgeschehen und den Verlauf einer MS-Erkrankung gibt es bei den Experten in der SPRECHZEIT:

  • Dr. med. Christoph Grothe; Facharzt für Neurologie und Intensivmedizin, Schwerpunkt Neuroimmunologie, Niederkassel
  • Dr. (uni. med. Teheran) Nastaran Mahboobi; Fachärztin für Neurologie, Schwerpunkt Multiple Sklerose, Köln
  • Nicole Rüssel; MS-Nurse, Neuroimmunologische Ambulanz, St. Vincenz Krankenhaus Paderborn

Info

Die Experten am Lesertelefon informieren umfassend und neutral, stellen jedoch keine telefonischen Diagnosen und sprechen keine konkreten Therapieempfehlungen aus. Das Informationsgespräch am Lesertelefon kann und soll eine individuelle fachliche Beratung durch Ärzte nicht ersetzen. Persönliche Daten der Anrufer werden nicht erfragt, erfasst oder gespeichert. Anrufende können anonym bleiben. Gespräche werden nicht aufgezeichnet. Dieses Lesertelefon geht auf eine Initiative der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH zurück.   pm