
Menschen ohne Krankenversicherung können in Deutschland in akuten Notfällen behandelt werden und erhalten bei Bedarf kostenlose Hilfe von Hilfsorganisationen wie Ärzte der Welt, Malteser Migranten Medizin oder der Diakonie, die eine medizinische Grundversorgung oder Beratung anbieten. Auch Krankenhäuser kontaktieren im Notfall das Sozialamt. Foto: alex.pin/stock.adobe.com
Sozialminister Manne Lucha: „Bundesregierung darf Menschen ohne Krankenversicherung nicht im Stich lassen“
Im Jahr 2023 lebten bundesweit 72.000 Menschen ohne Krankenversicherung und hatten daher auch keinen Anspruch auf eine Krankenversorgung. Diese hat jüngst das Statistische Bundesamt bekanntgegeben hatten. Dass man solche Menschen in Baden-Württemberg „nicht im Stich lassen“ will, hat Manne Lucha, der Sozial- und Gesundheitsminister des Bundeslandes noch einmal deutlich gemacht.
Menschenwürde, hoher Leidensdruck und finanzielle Not
„Die Menschenwürde gebietet, dass alle Menschen in Notlagen medizinisch versorgt werden. Die Situation von Menschen ohne Krankenversicherung ist von hohem Leidensdruck und existenzieller Unsicherheit geprägt. Deshalb fördert Baden-Württemberg bereits seit 2023 Projekte zur anonymen Krankenbehandlung, um die Situation von Menschen ohne Krankenversicherung zu verbessern“, so Lucha. Dies Menschen würden medizinisch versorgt und zugleich werde das Ziel verfolgt, sie wieder in eine Krankenversicherung zu bringen.
Der Landesgesundheitsminister weist darauf hin: „Betroffen sind ganz unterschiedliche Personengruppen, etwa Personen mit hohen Beitragsschulden in der Krankenversicherung (zum Beispiel ehemals Selbstständige), wohnungslose Personen, in der Prostitution tätige Menschen oder Personen ohne Aufenthaltsstatus. Unterschiedliche Situationen führen zudem oftmals dazu, dass Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr gezahlt werden und Personen aus der Krankenversicherung fallen.“
Sein Blick richtet sich dabei über die Landesgrenzen von Baden-Württemberg hinaus: „Ich appelliere deshalb an die Bundesregierung, diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren und entsprechende Projekte auch auf Bundesebene einzuführen.“
Behandlung in akuten Notfällen ohne Krankenversicherung
Menschen ohne Krankenversicherung können in Deutschland in akuten Notfällen behandelt werden und erhalten bei Bedarf kostenlose Hilfe von Hilfsorganisationen wie Ärzte der Welt, Malteser Migranten Medizin oder der Diakonie, die eine medizinische Grundversorgung oder Beratung anbieten. Auch Krankenhäuser kontaktieren im Notfall das Sozialamt. Ferner gibt es spezielle Anlaufstellen zur Beratung und Unterstützung beim Wiedereinstieg ins reguläre Gesundheitssystem.
Bei lebensbedrohlichen Zuständen kann man immer den Rettungswagen unter der Nummer 112 rufen. Im akuten Notfall ist eine Behandlung in einem Krankenhaus immer möglich. Wenn man stationär behandelt werden muss und keine Krankenversicherung hat, wird das Krankenhaus das Sozialamt kontaktieren. Im Krankenhaus kann man den Sozialdienst ansprechen.
Grundversorgung und Wiedereinstieg in die Krankenversicherung
Organisationen wie Ärzte der Welt, Malteser Migranten Medizin, Caritas oder Diakonie bieten eine kostenlose medizinische Grundversorgung für Menschen ohne Versicherungsschutz an. Diese Organisationen leisten in der Regel erste Hilfe und vermitteln weiter, falls nötig. Sie helfen ebenso bei der Vermittlung an Fachärzte oder andere Beratungsstellen und unterstützen beim Wiedereinstieg in das reguläre Gesundheitssystem. Manche Angebote, wie die Malteser Medizin, legen Wert auf Anonymität.
Beratungsstellen wie die der Verbraucherzentrale oder der Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland bieten eine kostenlose Beratung an. Wer eine Wiederversicherung anstrebt, kann mit der Unterstützung von Beratungsstellen rechnen, die bei der Rückkehr in eine Krankenkasse helfen. pm/tok